Die Vorwürfe gegen die FSU und die Freiwirtschaftsbewegung setzt dieses
Gutachten als bekannt voraus. Gegenstand dieser Untersuchung sind vielmehr
Verhalten und Publikationen der Partei als Ganzes, ihrer Teile sowie von
ausgewählten Mitgliedern. Gesellschaftliche und historische
Hintergründe und Verflechtungen werden aufgezeigt, jedoch nicht
vollständig behandelt. Sie fließen in eine Beschlußempfehlung
und eine Handlungsorientierung ein, die einen angemessen Umgang mit den erhobenen
Vorwürfen und einen zukunftsweisenden Weg für die weitere
Parteientwicklung aufzeigen wollen. Beschlußempfehlung und
Handlungsorientierung könnten als Grundlage für eine breitere
parteipolitische Attraktivität der Partei beitragen..
1. Die Rolle Gesells und seiner Schriften und die Bezugnahme auf ihn.
Die Freiwirtschaftstheorie ist untrennbar mit ihrer Begründung durch Silvio Gesell verbunden. (Vergl. Hierzu die Begründung im Kapitel über das freiwirtschaftliche Sozialtechnikverständnis.) Vor diesem Hintergrund sind seine Begründungen und die Art ihrer Durchsetzung einer Untersuchung zu unterziehen. Gesells sozialphilosophische und ökonomische Überlegungen müssen hinsichtlich der impliziten Problematiken analysiert und auf ihre Allgemeingültigkeit sowie auf ihre heutige Aktzeptanz hin befragt werden. Ein festgestellter Dissens muß notwendigerweise, um Mißverständnisse auszuräumen ,öffentlich benannt werden. Eine generelle Distanzierung von seinen sozialphilosophischen Überlegungen würde sich der vorhandenen Problemstellung entziehen, da eine saubere Trennung von ökonomischem Kern und sozialphilosophischer Umgebung seiner Theorie nur unzureichend möglich ist. Hauptkonfliktfelder scheinen m.E. die Rolle der Frau, seine unterschiedlichen Ansichten zur Gewaltfrage und zur Demokratie sowie die sozialdarwinistischen Begründungen seiner Wirtschaftstheorie abzugeben. Eine erläuternde Erklärung der Partei sollte zumindest im letzten Punkt erfolgen, da es den z.Zt. umstrittensten und auffälligsten und vielleicht auch problematischten Punkt im Gesellschen Theoriegebäude darstellt.
1.1 Sozialdarwinismus bei Gesell
Der Sozialdarwinismus hat historisch unterschiedliche Ausformungen erfahren. Es gab sowohl gesellschaftsstabilisierende Intentionen und Argumentationsmuster, wie auch Versuche den Sozialdarwinismus für eine emanzipatorische Änderung der gesellschaftlichen Strukturen zu nutzen. Auch Gesell war Sozialdarwinist, jedoch kein Rassist. Er befürwortete zudem eine freiwillige Eugenik der Frauen. Sein linker Sozialdarwinismus scheint in der Tradition des materialistischen Liberalismus zu stehen. Gesell scheint mit seinen Äußerungen der soziallamarckistischen Position nahe zu stehen.1
Sein Anliegen war die Vergesellschaftung der positiven und humanen menschlichen
Wesenskräfte des Menschen durch die freie Liebeswahl der Frau. Es ging
ihm um die Vererbung erworbener positiver menschlicher Eigenschaften.
Gleichzeitig wertete er jedoch auch das Schwache ab, ohne, um diesem
Mißverständnis vorzubeugen, dessen Vernichtung zu fordern. Vielmehr
sollte der Schwache im friedlichen Wettstreit, auch um Frauen, unterliegen.
Vieles spricht dafür, daß Gesells Sozialdarwinismus von einer
gehörigen Portion lateinamerikanischen Machoismus geprägt worden
ist. Gesells unreflektierte Übernahme des Sozialdarwinismus in seine
Gesellschafts- und Wirtschaftsphilosophie gehört wahrscheinlich zu seinen
größten politischen Fehlern. Seine diesbezüglichen schwachen
theoretischen Aussagen als frauenbefreiend zu verkünden, dürfte
aller Voraussicht nach auch heutzutage wenig AnhängerInnen finden.
Die FSU täte gute daran, sich offen und explizit von seinen
sozialdarwinistischen Ansichten zu distanzieren.
Im Antwortbrief an Werner Onken vom 1.2.1999 verteidigt der erste Vorsitzende
der FSU, Herr Mikonauschke, seine Kontaktaufnahme mit dem DAV unter anderem
mit der Begründung:
"Warum, so frage ich, muß man ernsthaft andere glauben machen
wollen, daß technische "Geldfehler" nur in Verbindung mit einem
Menschenbild und einem Geschichtsverständnis gesehen werden kann, darf
oder soll?" Im gleichen Brief beschreibt er die freiwirtschaftliche
Geld- und Bodenreform als die "absolute und allgemeingültige
Wahrheit".
In dieser Antwort kommt das auch bei anderen Freiwirten vorhandene
freiwirtschaftliche Verständnis einer reinen Sozialtechnik zum Ausdruck.
Tatsache ist, daß Gesell seine Erkenntnisse in einem gesellschaftlichen
Zusammenhang gewonnen hat. Nur wenn man diesen Zusammenhang kennt, kann man
bestimmte Äußerungen von ihm richtig verstehen, sie einordnen,
sie vielleicht auch relativieren. Er benutzte Sprachbilder, die von der
Gesellschaft vorgeprägt waren. Sprache hängt nicht im
gesellschaftstechnisch luftleeren Raum.
Gesell wollte sich mit seinen Ideen an die Arbeiterschaft wenden. Ihm ging
es nicht um die größtmögliche Herrschaft eines Einzelnen,
sondern um den Abbau von Herrschaftsstrukturen von Menschen über Menschen.
Dieses Wollen und Gesells konkrete Versuche zur Umsetzung seiner Ideen sind
zur Interpretation seiner Texte mit einzubeziehen.
Eine technische Anwendung freiwirtschaftlicher Reformen zur reinen
Herrschaftssicherung eines Einzelnen, die zweifellos auch vorstellbar wäre,
würde dem Grundanliegen Gesells widersprechen. Sie widerspricht zudem
dem Grundanliegen eines überzeugten Demokraten.
Neben dem Element einer gerechten Wirtschaftsordnung, vorausgesetzt, die
Technik der freiwirtschaftlichen Geld- und Bodenreform würde diesen
Weg weisen, gibt es auch andere davon getrennte gesellschaftlich wichtige
eigenständige Wertbereiche. Demokratische Regierungsform und das
Praktizieren von Hilfe und Solidarität, die Aufnahme von Fremden, der
Umgang mit der Ökologie wären z.B. hier zu nennen.
Die Einführung freiwirtschaftlicher Reformen prädestiniert diese
Bereiche nicht unbedingt, sie tangiert sie. Wenn man diese Werte auch für
wichtig erachtet, wird man sie nicht gegen den Wert der Einführung einer
gerechten Wirtschaftsordnung eintauschen. Bei einem
Sozialtechnikverständnis freiwirtschaftlicher Reformen ist die Gefahr
gegeben, die anderen ebenso wichtigen gesellschaftlichen Werte aus den Augen
zu verlieren. Sozialtechnisches Verständnis könnte also letztlich
dazu führen, daß freiwirtschaftliche Reformen in den Händen
eines Führers denkbar sind, der zwar ein umlaufgesichertes Geld
einführt, aber gleichzeitig Millionen von Juden umbringt, mit einem
Krieg die Menschen in Angst und Schrecken versetzt, Behinderte vergast und
ganze Menschengruppen versklavt.
Hinzu kommt, daß es keine völlig wertfreie Sozialtechnik gibt.
Gesells Idee von einem vom Kapitalismus befreiten Markt beinhaltet implizit
die Vorstellung von allzeit starken Persönlichkeiten. Schwache und
behinderte Menschen kommen in dieser Vorstellung allenfalls am Rande vor.
Sie werden demzufolge auch in der realen Frei-Wirtschaft nur ein Randdasein
führen, wenn das mit der Gesellschen Konzeption automatisch verbundene
Menschenbild nicht von seinen Rezipienten hinterfragt wird.
Sozialtechnisches Verständnis bedeutet im Sinne von Herrn Mikonauschke
auch, daß er glaubt, seine wirtschaftliche "Wahrheit" ohne Bezug auf
den Erfinder Gesell weitergeben zu können. Zum einen steckt
tatsächlich eine gehörige Portion des Menschen Gesell im
freiwirtschaftlichen Lösungsansatz, der nur schwer zu leugnen ist, zum
anderen ordnen Menschen Theorien und Modelle zwecks leichterem
Verständnisses in Bekanntes und in Sinnzusammenhänge ein. Eine
wertfreie, geschichtslose und personenunabhängige Überprüfung
wird in der Regel bei der Adaption neuer Inhalte nicht geleistet. Vielmehr
werden vorhandene Anknüpfungs- und Verständigungsmöglichkeiten
gesucht. Bei einer Nichteinordnung der Freiwirtschaft zur Person Gesells
würde seine neutral vermittelte und verstandene Zinskritik wohl eher
bei der Zinskritik der Nationalsozialisten eingeordnet.
Ein Verschweigen des Erfinders des Gedankens beinhaltet zudem die Frage nach
der Intention. Oder, anders herum gesagt: Was gibt es bei Gesell zu verbergen,
was nicht an die Öffentlichkeit sollte....?
Ein derartiges Vorgehen und Verständnis wäre für die Verbreitung
der Freiwirtschaftsidee fatal.
Teile der freiwirtschaftlichen Bewegung scheinen einen Fehler zu wiederholen,
den bereits Gesell zu Anfang seiner Werbung für seine Ideen begangen
hat und leider erst zu spät erkannte. Er glaubte nämlich, daß
die Freiwirtschaftsidee fast von alleine die Menschen langfristig vom
nationalistischen Wahn abbringen würde.:
"Mein Irrtum ist es auch gewesen, daß ich der freiwirtschaftlichen
Gedankenwelt eine viel größere erzieherische Kraft zumaß.
Mir war es eine Selbstverständlichkeit, daß die nationalistischen
Federn, die den freiwirtschaftlichen Mauserungsprozeß überlebten,
über kurz oder lang abgestoßen würden. Solches ist bei vielen
FFF-Leuten leider nicht eingetreten. Diese Federn sitzen sehr fest und ich
bin auch noch nicht dahinter gekommen, woran das liegt. Daß es ein
Erziehungsprodukt ist, das ist mir klar, aber daß dieses Erziehungsprodukt
der reifen Überlegung des heranwachsenden Mannes nicht weichen kann,
das ist, wie gesagt schwer
verständlich."2
3. Die Verengung auf die wirtschaftliche
Ursachenerklärung in der Faschismusdiskussion
Wenn Freiwirte überhaupt das Thema "Ursachen des Rechtsextremismus"
bearbeiten, dann suchen sie in der Regel im ökonomischen Bereich.
Wohnungsknappheit, Arbeitslosigkeit und weltweite Armutsgrenze werden als
Ursachen der Ausländerfeindlichkeit
ausgemacht.3
Eine eindimensionale ökonomische Sichtweise blendet zwangsläufig
bestimmte Ursachenkomplexe des Rassismus völlig aus. Dies hat fatale
Folgen: Man schafft damit Begründungen für Kontakte und
Werbungsversuche bei rechten Gruppierungen.
Für Freiwirte könnte es daher wichtig sein, die
Faschismuserklärung des Jugendforschers Wilhelm Heitmeyer von der
Universität Bielefeld wahrzunehmen, der feststellt, daß die
problematische Entwicklung nicht von den armen Randgruppen der Gesellschaft
ausgeht, sondern aus dem Zentrum kommt. "Gemeint ist, daß sich
das Wertesystem der Mehrheit der Bevölkerung in den vergangenen Jahren
grundsätzlich gewandelt hat. Einerseits konnten die Menschen viele
Traditionen und beengende Normen abschütteln - sie setzen auf
persönliche Selbstbestimmung und Selbstverantwortung. Gleichzeitig haben
sie die Leistungsnormen (...) [der kapitalistischen Marktwirtschaft] voll
verinnerlicht und sich von solchen sozialen Idealen verabschiedet, aus denen
kein unmittelbarer wirtschaftlicher Vorteil resultiert. `Kohle machen' ist
die wichtigste Motivation für 63 Prozent der Bevölkerung, beileibe
nicht nur für Jugendliche. Soziale Beziehungen werden in erster Linie
daraufhin überprüft, ob sie Nutzen bringen oder Geld
kosten."4 Vielleicht bereits
ein Ausdruck der Durchsetzung der in bestimmten Freiwirtschaftskreisen falsch
verstandenen Stirnerideale in unserer Gesellschaft? Hier besteht
freiwirtschaftlicher Diskussionsbedarf!
"Vor allem unter rechtsextremen Jugendlichen entdeckten die Experten um Heitmeyer eine fast vollkommene Unterwerfung unter die Leistungsnormen (...) [der kapitalistischen Marktwirtschaft]. Sie werten dieses Wirtschaftssystem als das überlegene System und persönliche Erfolge als anzustrebende Siege. Ihr Ideal ist die Durchsetzung gegen andere - oft mit allen verfügbaren Mitteln, auch jenen, mit denen Helden in Spielfilmen zu Siegern werden. Lebensbewältigung wird auf diese Weise zum ständigen Kampf gegen andere, Solidarität mit Schwächeren spielt im Rahmen dieses sozialdarwinistischen Denkens, nach dem nur die Stärkeren überleben, keine Rolle - Schwächere werden für ihr Schicksal selbst verantwortlich gemacht, die Solidarität mit ihnen gilt als hinderlich für den eigenen Erfolg."5
Wenn man die Erkenntnisse dieser Studie berücksichtigt, dann beinhalten
sie zu Recht eine große Anfrage an das in Freiwirtschaftskreisen unkritisch
verabsolutierte Marktprinzip. Die Untersuchungen von Heitmeyer und Kessler
werden für die Rassismusdiskussion innerhalb der Freiwirtschaftsbewegung
auch vor dem Hintergrund nicht weniger wertvoll, indem sie unkritisch
Marktwirtschaft mit Kapitalismus gleichsetzen und somit viele Folgen des
Kapitalismus zu Unrecht auch der Marktwirtschaft anlasten.
Die Erwachsenen unterscheiden sich in ihrer mehrheitlich rassistischen
Einstellung kaum von den sogenannten rechtsextremen Jugendlichen - diese
führen nur mit radikalen Methoden vor, was die Mehrheit ihrer Eltern
an Vorstellungen und Meinungen bereits im Kopf hat. Wenn man bedenkt, daß
der Rassismus, denn so sollte das Phänomen statt dem verharmlosenden
Wort der "Ausländerfeindlichkeit", ehrlicherseits genannt werden, aus
der Mitte der Gesellschaft kommt, kann man nicht zu einer Auffassung kommen,
daß es "im Grunde gar keine Ausländerfeindlichkeit
gäbe", wie W.Schmülling 1993 in einem Artikel zu unrecht
schrieb.6
Die Ursachen des Rassismus sind jedoch noch weitaus vielfältiger, so
daß sich keinesfalls, wie oft in der freiwirtschaftlichen Literatur
geschehen, ein automatischer linearer Zusammenhang von ansteigendem Rassismus
bzw. Rechtsextremismus und sich verschlechternder Wirtschaftslage behaupten
läßt. Ein historischer Vergleich des Aufstiegs rechtsextremistischer
und faschistischer Bewegungen in Europa macht dies
deutlich.7 Poliakov hat deshalb
zu Recht feststellt:
"Ohne Zweifel hat die Aggressivität sozio-ökonomische Wurzeln,
wie sie auch biologische hat. Doch ist Aggressivität nicht Rassismus.(...)
Es genügt nicht, dem Rassisten auseinanderzusetzen, daß die
eigentlichen Gründe seines Hasses sozio-ökonomischer Natur sind,
damit dieser wie Rauch verschwindet.(...) Erstens, weil rassistische Ideologie
untrennbar mit einer Kultur, das heißt einem Werte-und Normensystem
verbunden ist, von denen man nicht abstrahieren kann.(...) Tatsächlich
(...) setzen sich die Rassentheorien oft im Unterbewußten des Menschen
fest, aus Gründen, die mit der Entwicklung ihres persönlichen
Gefühlslebens zusammenhängen
(...)"8
"Der Rassist ist ein Neurotiker, der sich davor fürchtet, seine
individuelle Integrität zu verlieren und sie mit seiner eigenen ethnischen
Gruppe gleichsetzt."9
"Tatsächlich haben alle rein psychologischen Erklärungen des Rassismus eine gemeinsame Schwäche: sie machen zwar einsichtig, wie die Menschen zu Rassisten werden können, aber nicht, warum `man´ sie dazu machen will.`Man´ - das heißt die in einer bestimmten Epoche herrschenden Institutionen und Ideologien, kurz: die von der Umwelt auferlegte und durch Erziehung vermittelte Kultur. (...) Der Rassismus ist (...) ein gesellschaftliches Phänomen, dem die Kultur Modelle und Regeln liefert. Seine Geschichte läßt sich, wie wir gesehen haben , von der Geschichte des Abendlandes nicht trennen.(...) Er erlaubte es, psychologische Konflikte eines gewissen Typs wenn nicht zu lösen, so doch zu maskieren, die sich in den westlichen Gesellschaften in dem Maß, in dem sie sich `modernisierten', sehr schnell ausbreiteten."10
Poliakov erwähnt neben diesem kulturgeschichtlichem Aspekt auch noch
die psychoanalytische Ursache des Rassismus. Ebenso wie Poliakov sieht es
Jäger, wenn er schreibt: "Die Ursache (..) für das Ansteigen
rassistischer Einstellungen (...) hat zugleich historische, ökonomische,
politische, ideologische, soziale, und psychische
Dimensionen"11
Als eine weitere Ursache für das Anwachsen des Rassismus kann zudem
"die neue Unübersichtlichkeit" angesehen werden. Alle etablierten und
einst geachteten Organisationen wie die Kirchen, Parteien und die gewachsenen
Strukturen der Familien sind zerbrochen. Statt dessen breitet sich
Individualisierung und Individualismus, Selbstsucht und Entsolidarisierung
aus. Die Abhängigkeit der Menschen von Großstrukturen und
internationalen Entwicklungen wächst und gleichzeitig verringern sich
die politischen und demokratischen Mitbestimmungsmöglichkeiten. Diese
Entwicklung führt zu wachsender Vereinzelung, Orientierungslosigkeit,
dem Verlust eines Heimatgefühls und dem Aufkommen eines Gefühls
des Ausgeliefertseins, welches dann zur Suche nach Sündenböcken
führt. Die Propagierung des gesellschaftlichen Leitbildes des Egoismus,
wie es Freiwirte manchmal fordern, kann deshalb auch eine Faschismus-
fördernde Funktion einnehmen. Hier könnte es helfen, den menschlichen
Egoismus als eine mögliche Triebkraft ernst zu nehmen und zugleich auch
wie die CGW solidarische Möglichkeiten des Menschen zu sehen und zu
erschließen.
Auch die unten zitierten nationalistischen bzw. rassistischen Äußerungen einiger Freiwirte können als Beleg für die Tatsache angesehen werden, daß es nicht ausreicht, nur das Gesellsche wirtschaftliche Konzept als einzige Lösung gegen den wachsenden Rassismus zu propagieren. Die Wahrnehmung der Judenvernichtung als Wendepunkt in der Geschichte, zu dem es engagiert Stellung zu beziehen gilt.12
Für Freiwirtschaftler gibt es mehrere Gründe, das Thema Antisemitismus aufzugreifen und sich vom Antisemitismus zu distanzieren:
In der freiwirtschaftlichen Kritik an der bestehenden Wirtschaftsordnung,
insbesondere am herkömmlichen Geldwesen und Bodenrecht, steht Zinskritik
im Vordergrund. Die Zeitschrift "Der 3.Weg" hat z.B. einen ausgesprochen
zinskritischen Wasserkopf. Allzuleicht entsteht bei Außenstehenden
- nicht nur bei böswilligen Kritikern - der Verdacht, dahinter stecke
Antisemitismus und NS-Ideologie ("Brechung der Zinsknechtschaft")
Auffälligerweise wird das Thema Antisemitismus in Teilen der
Freiwirtschaftsbewegung aber geradezu ausgeklammert, wird Kritik am
Antisemitismus vermieden, so in "Der 3.Weg" und in Werbeschriften der FSU.
Versuche, Beiträge zum Thema (Artikel und Leserbriefe) im DDW zu
veröffentlichen, sind bisher gescheitert. Die Zeitschrift brachte es
offenbar bisher nicht über das Herz, Antisemitismus und Rassismus zu
kritisieren. (s. z.B. DDW 11/98, S.21) FSU und DDW ziehen geradezu den Verdacht
auf sich, Rücksicht auf antisemitisch gesinnte Leute zu nehmen.
Neue Interessenten sollten jedoch möglichst schnell erleben, daß
Freiwirtschaftler Antisemitismus verurteilen. Ungerechtfertigte Angriffe
gegen den Judenfreund Gesell oder anderer Art wären dann leichter als
solche zu identifizieren. Ein rein taktisches Verhalten in dieser Frage trifft
nicht den Kern der hier notwendigen Umorientierung der Partei. Es geht um
die Änderung einer Einstellung bzw. Haltung und vor allem zunächst
der Bewußtwerdung der Wichtigkeit und Eigenständigkeit in der
Frage des Widerstandes gegen den in unserer Gesellschaft leider immer noch
vorhandenen Antisemitismus. Es geht vor allem zunächst um eine
Solidarität mit den Opfern von Gewalt.
4. Werbungs- und Kontaktverhalten
Auf Grund des Verständnisses der freiwirtschaftlichen Reformen als "Sozialtechnik" und der eindimensionalen gesellschaftlichen Problemsicht erliegt die FSU der Gefahr, die methodische und personale Umsetzungsfrage nicht in den Blick zu bekommen. Sie nahm daher in der Vergangenheit unkritisch Kontakt auch zu extremen gesellschaftlichen Kräften auf, in der Hoffnung, daß diese die freiwirtschaftliche "Sozialtechnik" zu ihrem eigenen Ziel machen würden. Welche Wirkung mit der Kontaktaufnahme zu diesen Kräften für die Werbemöglichkeit unter dem demokratisch gesinnten Publikum entsteht, wurde dabei kaum berücksichtigt. Die Tatsache, daß man eine reine wirtschaftliche Ursachenerklärung für den Aufstieg des Nationalsozialismus propagiert, ermöglicht zusätzlich die unproblematische Kontaktaufnahme zu rechten Gruppen. Schließlich entfällt nach einer derartigen Sichtweise die Notwendigkeit für ein weitergehendes rechtes Gesellschaftsprogramm, wenn die jeweilige Gruppe die freiwirtschaftlichen Reformen durchführen würde. Dieses weitergehende Programm ist jedoch i.d.R. vorhanden. Daß man diese Gruppierungen damit gesellschaftlich aufwertet und sich selber abwertet, wird nicht erkannt. Sensibilität in der Kontaktfrage wird nicht für notwendig erachtet. Die rechten Kontakte werden teilweise auch nicht direkt angestrebt und kommen daher selten bewußt zustande.
Betrachter von außen sind jedoch nicht bereit, der FSU diese "Naivität" zuzugestehen und halten die Kontakte eher für zielgerichtet und bewußt angebahnt. Sie werden in ihrer Auffassung u.a. dadurch unterstützt, daß es bisher keine Distanzierung der Partei von problematischen Schriften führender Parteileute wie Schumann und Radecke gegeben hat. Die FSU definiert sich lieber als "Opfer" einer zielgerichteten linken kommunistischen Kampagne, ohne selber dieses (Miß-)Verständnis aktiv zu beseitigen, wozu sie die Möglichkeiten hätte.
Als jüngeres zu kritisierendes Beispiel für eine unsensible
Kontaktaufnahme oder Unterstützung (?) mit bzw. von rechten Gruppierungen
soll auf den 1. Vorsitzenden der FSU Horst Mikonauschke verwiesen werden,
der vor seiner Wahl als "wirtschaftspolitischer Berater" des NPD-nahen Deutschen
Arbeitnehmerverbandes im Frühjahr 1998 in Leipzig tätig war. Eine
derartige Kontaktaufnahme wertet diese Organisation auf und gibt das Signal,
daß der DAV eine völlig normale gesellschaftliche Organisation
wie jede andere sei. Das Gegenteil ist nach dem Verfassungsschutzbericht
des Landes NRW von 1994 der
Fall.13
Erfreulich ist zumindestens, daß Herr Mikonauschke anscheinend eine
bestehende Mitgliedschaft beim DAV zum Jahresende 1998 gekündigt
hat.14
4.2 Landesgeschäftsstelle Hamburg
Als ein weiteres problematisches Werbe- und Kontaktverhalten der FSU sei hier darauf hingewiesen, daß am 04.06.1996 der ehemalige Landesgeschäftsführer der verbotenen FAP, André Goertz, der Hamburger "JN-Kader", Jan Zobel sowie mindestens "vier weitere Jungnazis" die Geschäftsstelle der FSU aufsuchten und dies von "Antifaschisten" beobachtet wurde. Es ist davon auszugehen, daß die Hamburger Geschäftsstelle mit einer Kontaktaufnahme aus diesem politischen Bereich keinerlei Probleme hatte.15
5. Der Dritte Weg als Parteiorgan der FSU
Die Aktivitäten des ehemaligen Schriftleiters (1961-1988) der Parteizeitung
"Der Dritten Weg" der FSU Hans Schumann:
Besondere Bedeutung für die Aufarbeitung der Vergangenheit in der Partei
der FSU kommt dem Umgang mit der herausragenden Person von Hans Schumann
zu.
Schumann hat im Laufe seines Lebens auch unter verschiedenen Pseudonymen
mehrfach nationalsozialistische und antisemitische Meinungen publiziert,
die auf Grund seiner herausgehobenen Stellung in der Partei und der Zeitschrift
"Der Dritte Weg" beide in den Geruch bringen, seine entsprechenden Meinungen
zu teilen oder diesen zumindestens ein erschreckendes Desinteresse
entgegenzubringen. Die Verbreitungen seines Buches "Gegen den Strom" im
Bücherdienst der FSU muß als Beleg für die parteioffizielle
Unterstützung seiner politischen Meinung angesehen werden. Hans Schumann hat während des Dritten Reiches prägnante antisemitische Schriften verfasst. Dies ist von daher von großer Bedeutung, da er nach dem Zweiten Weltkrieg durch sein Wirken im Rahmen der FSU sowie der Stiftung für persönliche Freiheit und soziale Sicherheit einen großen Einfluß auf die Freiwirtschaftsbewegung erlangt hat. P. Elger weist in seiner Diplomarbeit darauf hin, daß Hans Schumann "schon zu Zeiten des Ring [Freiwirtschaftliche Zeitschrift] stark antisemitisch geprägt [war]."16 Dennoch vertrieb der Albert Lange Verlag, hinter dem sich, nach Auffassung Elgers, Schumann17 verbarg, noch 1925 neben freiwirtschaftlichen Schriften auch Publikationen von Sinowjew, Lenin und Trotzki.18 Wohl durch die Enttäuschung durch die taktischen und manipulativen Abwehraktionen einiger sozialdemokratischer Genossen mitbedingt, gegen seinen Versuch die SPD zur Annahme eines freiwirtschaftlichen Programms zu bewegen, verstärkte sich später seine bereits vorhandende völkische und nationalistische Tendenz. |
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Schumann sah nunmehr die nationalsozialistische Bewegung als die Bewegung an, die der freiwirtschaftlichen Idee am ehesten zum Durchbruch verhelfen könnte. 1943 schrieb er in "Männer gegen Gold" eine Rechtfertigung des nationalsozialistischen Angriffskrieges gegen Polen. Er betonte darin
"die Rolle, (..) die insbesondere amerikanische Finanzkreise bei der
Entfachung des Weltkrieges gespielt hatten".
Den Angriffskrieg gegen Polen sah er als den "Versuch eines Volkes,
die goldenen Ketten zu zerbrechen".
Weiter heißt es im Vorwort dieses Werkes:
"Mit diesem Bewußtsein zogen wir in den Krieg gegen die
östliche Position der Plutokratie, gegen Polen. Mit diesem Bewußtsein
lagen wir sieben lange, harte Wintermonate in einer Feuerstellung des Westwalls
- und mit diesem Bewußtsein kämpften wir in Belgien und Frankreich.
Unser Kampf galt nicht diesen Völkern, er galt den goldenen Mächten,
zu deren Handlangern sich ihre Regierungen erniedrigt hatten."
19
Nachdem Schumann in diesem Werk die Rolle des Goldes im germanischen Mythos
dargestellt hat, widmet er sich der Rolle des Goldes im Mythos der Juden
und kommt gleich zu Anfang zu folgender Feststellung:
"Welch völlig andere Rolle spielt das Gold im Mythos der Juden!
(...) Gold ist für den Juden von Anfang an das G e l d, mit dessen Hilfe
er gefahrlos die Völker zu beherrschen sucht."
Mit dem Hinweis auf die Josephserzählung in Gen 47 kommt er zum
Schluß: "Fünftausend Jahre sind seitdem vergangen. Zu allen
Zeiten haben die Nachkommen Josephs nach jenem Rezept gehandelt, das in i
h r e r heiligen Schrift hinterlassen worden war, und haben die Völker
ausgeplündert und oftmals zugrunde gerichtet. Ihre stärkste Waffe
war stets das Geld, und ihr stärkster Schutz der Goldwahn, mit dem sie
die Ausgeplünderten verblendeten. Erst in unseren Tagen fällt der
Schleier, versinkt der Goldwahn, und an seine Stelle tritt der größte
Feind des Juden: die A r b e i
t."20
Die Einführung der Goldwährung bringt Schumann dann auch, für ihn folgerichtig, in den Zusammenhang mit einem Rat "des jüdischen Bankiers Gerson Bleichröder" an Bismarck. Er hält es für notwendig die "rücksichtslose Zielstrebigkeit des Verfechters dieser Vorlage, [zur Einführung der Goldwährung im Reichstag 1871] des J u d e n Bamberger" zu betonen und darauf hinzuweisen, daß in ihr "der Triumph des Juden, der seines Sieges gewiß ist, (..) aus jedem Wort (spricht)."21
Mit den Zitaten und Hinweisen aus den "Protokollen der Weisen von Zion" wollte
Schumann die These einer jüdischen Weltverschwörung untermauern.
22
Er behauptete, daß "die völlige Ausplünderung des
betrogenen deutschen Volkes (..) aber zweifellos in der Absicht
überstaatlicher Mächte (lag)"
23 und kommentiert die
Dawes-Goldanleihe und die Verabschiedung des Reichsbankgesetzes vom 30.08.1924
mit den Worten: "Die jüdisch-goldene Internationale hatte alle
ihre Ziele erreicht."
Mit der Festlegung von England, Irland, Italien, Polen, Bulgarien, Griechenland, Frankreich, der Tschechoslowakei und Rumänien auf einen festen Goldpreis ihres Geldes war nach Auffassung des Autors von "Männer gegen Gold" "Die zweite Internationale des Goldes (..) damit Wirklichkeit geworden."24
Ganz im Stile des nationalsozialistischen Antisemitismus fährt Schumann in seinem Werk fort: "Erstaunlich wirkt auf den ersten Blick, daß der sogenannte wissenschaftliche Sozialismus sich mit verschwindenden Ausnahmen schützend vor den Goldwahn stellte.(...) Aber diese Frage ist leicht damit beantwortet, daß die Führer der deutschen Arbeiterbewegung entweder Juden oder aber judenhörig waren. Und der Jude kann auch als "Sozialist" nicht über seinen eigenen Schatten -das Gold- springen. (...) Die Arbeiterschaft (...) verfiel dem Einfluß der jüdischen Intellektuellen (...). Das begann mit dem Begründer des `wissenschaftlichen' Sozialismus, dem Juden Karl Marx- Mardochai.(Mardochai hieß auch der Pflegevater jener Esther, um derentwillen ein Perserkönig tausende seiner Untertanen ermorden ließ!) Juden waren alle ihm folgenden Theorektiker und Propagandisten: Lasalle, Kautsky, Liebknecht, Rosa Luxemburg. Nach dem Weltkriege galten als maßgebende Theoretiker die Juden Hilferding, Braunthal, Naphtali, Benedikt Kautsky, Leichter u.a. Die Spitzen aller Organisationen standen unter jüdischem Einfluß. Entweder handelte es sich um Rassejuden, oder die nichtjüdischen scheinbaren Führer waren mit Jüdinnen verheiratet oder hatten jüdische Sekretäre. Im letzteren Falle waren die vorgeschobenen Personen von einer beachtenswerten Einfalt."25
Schumann bringt in seinem Werk zahlreiche Zitate, um "die wieder einmal
enge Verbindung zwischen Judentum und Hochfinanz" sowie "den
geistigen Zusammenhang zwischen Judentum und Goldwährung" zu
"offenbaren".26
Er klärt in seinem Buch den Leser auch darüber auf, wer seiner
Meinung nach die "Männer" sind, die sich gegen die "goldene Internationale"
wehren:
"Nur in einem Staate, in Deutschland, wurde die Krise des Kapitalismus
benutzt, um ihn für immer zu überwinden. Aus der Verbindung von
Nationalismus und Sozialismus wurden im Herzen Europas die weltanschaulichen
und machtpolitischen Kräfte geboren, die es ermöglichen, den Goldwahn
und die Goldwährung durch wirtschaftliche und finanztechnische
Maßnahmen zu
überwinden."27
Durch Zitate von Alfred Rosenberg, Graf Ernst zu Reventlow, Dr. Franz Hochstetter
und Adolf Hitler "würdigt" Schumann das Eintreten der Nationalsozialisten
gegen die angebliche jüdische goldene
Weltverschwörung.28
Seine die NSDAP unterstützende Haltung bringt er u.a. durch folgendes
Rosenbergzitat zum Ausdruck:
"Zum ersten Male ist hier (in Deutschland) eine Bewegung dem Schoße
des Lebens entstiegen, die zugleich von einer tiefgründigen Weltanschauung
getragen und durch eines der stärksten militärischen Instrumente,
die die Weltgeschichte jemals gesehen hat, verteidigt wird; (...) innerlich
gesichert durch das biologisch- charakterliche Erwachen von 80 Millionen
und einer nunmehr diese Lebenskräfte gegen alle zersetzenden Mächte
einsetzenden Rasse. Darum wird dieser dreißigjährige Krieg zwischen
Gold und Blut in Europa, dieser Kampf zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert,
mit dem Sieg des B l u t e s enden, und alle Mächte, die noch 1917 eine
wilde Hetze zugunsten der Besitzer und der Angestellten der Goldmächte
entfachten,kämpfen heute schon militärisch und weltanschaulich
auf einem verlorenen
Posten."29
Für Schumann wurde der Zweite Weltkrieg nicht durch Hitler oder die
NSDAP angezettelt. Er betont wahrheitswidrig:
"In Europa scheiterte der gleiche Versuch [Gemeint ist hier: Der Plan
des "jüdischen Professors Lehfeld" durch ein Kartell den Goldver- und
ankauf entsprechend einer Quotenregelung international zu regeln.] am Widerstand
des nationsozialistischen Deutschland. Darauf konnte es für die Goldmacht
nur eine Antwort geben: Krieg!"
"Sollte ihr System bedroht werden, so haben sie [die jüdischen
Finanziers] nichts zu verlieren und alles zu gewinnen, wenn sie zu einem
Kriege schüren, um eine Reform zu zerschlagen. Das geschieht heute,
u n d D e u t s c h l a n d i s t d a s a u s e r
k o r e n e O p f e r. (...) Gleichzeitig griff man zum letzten Mittel:
Man hetzte die Polen in den Krieg gegen Deutschland und entzündete an
diesem kleinen Feuer, das von Deutschland innerhalb von 18 Tagen ausgetreten
wurde, einen neuen
Weltbrand."30
Daß sich in Schumanns Schrift neben antisemitischen,
nationalsozialistischen auch rassistische Äußerungen finden, soll
hier zum Schluß nicht verschwiegen werden. So äußert sich
Schumann zur Kolonialpolitik:
"Daß England sich zum Schutzherrn dieser Finanzjuden hergibt,
erscheint dem Bur genauso unverständlich wie die britische
Eingeborenenpolitik, die den Farbigen verhätschelt, ihn gegen die Herren
des Landes aufhetzt."
31
In "Erblehre und Sozialismus" knüpft er 1937 in dem von Otto Lautenbach
herausgegebenen Buch "Schule der Freiheit" an Gesells sozialdarwinistische
Hochzuchphantasien ,die auf freiwilliger Eugenik beruhen an und interpretiert
bzw. verstärkt sie im Sinne der nationalsozialistischen Rassenzucht:
"Was liegt näher als die Frage, ob der Mensch die auf diesen Gebieten
gewonnenen Erkenntnisse nicht zur Höherzüchtung seiner eigenen
Art verwenden könnte. Jede Zucht setzt ein Ziel, ein Ideal voraus. Auf
dem Gebiete des Menschlichen sind diese Ideale gleichsam in unsere Brust
geschrieben: Wir wünschen, daß die Menschen dem Guten, Schönen
und Wahren näherkommen. Wenn wir aber die Geschichte überblicken,
so müssen wir wohl oder übel zugeben, daß von einem Fortschritt
in der Richtung auf dieses Ideal keineswegs die Rede sein kann.(...) Wir
müssen daraus den Schluß ziehen: Die Menschen, die ihrer Erbanlage
nach oder infolge einer naturgewollten Mutation besser, schöner und
anständiger waren als ihre Mitmenschen, vermehrten sich langsamer als
die - Untermenschen. An diesem Punkte nun scheiden sich die Geister. Unter
Mißachtung der unerbittlichen Gesetze, die uns die Erblehre aufgezeigt
hat, wollen die einen die Menschheit durch Erziehung bessern. Und glauben,
so zu einem idealeren Zustand, zum Sozialismus zu kommen.(...) Ein aussichtsloses
Beginnen!"32
Vor dem Hintergrund seines rassistischen Hochzuchtideals kommt Schumann daher
zur Ablehnung des Krieges:
"(...) Führt die Wirtschaftskrise zum Krieg, dann sind es die
starken und anständigen Männer, die an der Front stehen und fallen,
während die anderen lieber eine kurze Zeit feig sind als eine lange
Zeit tot. (...) Darum kann der Sozialismus, das heißt die
Höherentwicklung der Menschheit, nicht durch sie allein erreicht werden.
(...) Darum bekennen wir uns zu einem sinnvollen Sozialismus. Wir wollen
neben der wichtigen Erziehungsarbeit die Äußeren Umstände
beseitigen, die zu einer negativen Auslese der Menschheit führen, die
das Kräftige und Gesunde zerstören - und das Minderwertige,
Untermenschliche
fördern."33
Mit den Begriffen "Untermenschen und Minderwertige" denkt Schumann
an seine politischen Gegner: Anarchisten und Bolschewisten. Die Freiwirtschaftler
und somit sich selber zählt er hingegen zu den wertvolleren Volksteilen.
Am Beispiel Spanien führt er aus:
"Vermöge ihres Reichtums zieht die katholische Kirche seit
Jahrhunderten intelligente Jünglinge an sich - und zwingt sie zur
Kinderlosigkeit, daß heißt zur Vernichtung ihrer Erbanlagen.
Die schmarotzenden Granden entarten - wie alle Schmarotzer. Die wertvolleren
Volksteile aber wanderten aus - und zurück blieb der Bodensatz, in dem
die Lehren des Anarchismus und des Bolschewismus einen guten Boden fanden.
(...) So führt uns die Erblehre auf den Weg des Sozialismus [gemeint
ist hier der National`sozialismus']"
34
Trotz seiner rassistischen, antisemitischen und nationalistischen Grundhaltung
trat Schumann nach seinen eigenen Angaben der NSDAP nur widerwillig und erst
1937 bei.35
Sein relativ später Eintritt in die NSDAP, trotz seiner großen
inhaltlichen Übereinstimmungen mit den Zielen der braunen Partei, ist
wohl durch seine Erfahrungen mit Parteiarbeit allgemein bedingt gewesen,
die er als ehemaliges SPD- Mitglied negativ erlebt hat.
Die Unterstützung von NSDAP-Mitgliedern, die Anhänger der Lehre
Gesells waren, dürfte ihn aber zusätzlich zu diesem Schritt motiviert
haben. Schließlich erreichte er es sogar, daß er 1941 in einem
"Handbuch zur Schulung der Truppe" einen Abschnitt über "Geld und Arbeit"
verfassen durfte. Aufgrund der Bombadierung der Druckerei soll das Werk jedoch
nicht zur Auslieferung gekommen
sein.36
5.1 Positionsbestimmungen im Dritten
Weg
Rechte politische Positionsbestimmungen konnte man/frau " in der Vergangenheit
im "Dritten Weg" mehrfach lesen. Das dargebotene Spektrum reichte von
rechtsnationalen Geschichtsinterpretationen über antiquierte Frauenbilder
bis hin zur Verherrlichung der Apartheitspolitik.
Die Rechtfertigungen der Südafrikanischen Apartheitspolitik klingt dann
folgendermaßen:
"Die von der westlichen Mehrheit erwartete sofortige Gleichstellung
der Schwarzen würde sicherlich jede staatliche Ordnung zerstören
und das Land kommunistischen Einflüssen
ausliefern."37
Trotz vielfältiger Attacken aus dem kommunistisch- sozialistischen Bereich
gegen die Freiwirtschaft, gab es eine über die ideologische, legitime
Verteidigung und Auseinandersetzung hinausgehende Replik mit dem kommunistischen
Lager, die eher beim unreflektierten Antikommunismus der Nationalsozialisten
anzuknüpfen schien:
"Es ist bekannt, daß Schumacher ein S o z i a l i s t war, der
ein neutrales Deutschland reif gemacht hätte für den
Kommunismus."38
"Demagogie war schon immer die einzig starke Seite der
Kommunisten." 39
Zur gesellschaftlichen beruflichen Gleichstellung von Frauen publiziert man
Aussprüche wie:
"Ja, man nimmt es in Kauf, daß durch die Ausübung eines
männlichen Berufes viel vom weiblichen Wesen zerstört wird."
40
Große Sorgen machte man sich im Dritten Weg um die
"Volksdeutschen" und kritisierte die amtliche Sprachregelung
als "Umsiedler".41
Noch 1988 waren rechtsnationale Geschichtsinterpretationen in der Zeitung
zu finden:
"Sicherlich ist es auch verständlich, daß das ganze Thema
`Vergangenheitsbewältigung' jenen Kreisen am nächsten lag, die
am meisten unter Verfolgungen der Nazis zu leiden gehabt hatten, den Marxisten
und Juden. So kam es, daß unterschwellig die Beschäftigung mit
den Schrecken der jüngsten Vergangenheit einen unverkennbar
antibürgerlichen Aktzent bekam. In den Schulen und Medien wurde die
Behandlung der Höhepunkte der deutschen Geschichte arg vernachlässigt.
Der nationale Gedanke und der Begriff der Nation bekam bei uns etwas
Anrüchiges. Stolz auf unsere deutsche Geschichte wurde den Jugendlichen
völlig fremd. So ging das Bewußtsein für die Notwendigkeit
eines die Existenz tragenden nationalen Minimalkonsenses
verloren."42
Die im Lager der "Neuen Rechten" angesiedelte "Junge Freiheit" galt im Dritten
Weg im unterstützenden Sinn als
zitierfähig.43
5.2. Die Behandlung der Ausländerfrage
im Dritten Weg
Dem Thema "Ausländerfeindlichkeit" kommt in der FSU- Presse kein wirklich
eigener Stellenwert zu. Es ist keine Betroffenheit spürbar, und angemessene
Lösungsvorschläge werden auch nicht publiziert. Wenn das Thema
angesprochen wird, dann funktionalisiert man es i.d.R. für das eigene
freiwirtschaftliche Anliegen. Das beste Beispiel im Umgang mit dem rassistischen
Phänomen in der FSU bietet ein Artikel in den Freisozialen Nachrichten
Nr. 12 vom Dezember 1988. Dort heißt es in einem Artikel zum Gedenken
an den Judenpogrom vor 50 Jahren:
"Doch der Hintergrund aller Pogrome, ob gegen Juden oder Ausländer,
sind nur [Von mir hervorgehoben] Ausfluß von wirtschaftlichen
Problemen."44
So findet sich im Dritten Weg vom Juni 1993, also nach der schrecklichen
Tat von Solingen, ein Artikel von W.Schmülling, in dem auf eine
ähnliche Art mit diesem brisanten Thema umgegangen wird. Zunächst
werden allgemein Gewalttaten begangen von Deutschen gegen Ausländer,
dann allgemein von Ausländern gegen Ausländer aufgezählt,
um zum Schluß des Artikels auch noch allgemein an Gewaltaten von
Ausländern gegen Deutsche zu erinnern.
Dieses Verfahren läßt keinerlei Betroffenheit durch den Mordanschlag
erkennen. Ergänzt wird die ziemlich wahllose "Gemischtwarenliste" durch
das Erinnern an Ungerechtigkeiten gegenüber der "3.Welt", Gewalttaten
im ehemaligen Yugoslawien und Kriege und Ausbeutung in der ganzen Welt.
Der Leser kann in diesem Artikel keine differenzierte Auseinandersetzung
mit dem Thema "Rassismus" und oder "Asylgesetzgebung" finden. Für den
Autor des Artikels ist klar, "welche Richtung bei der Problemlösung
eingeschlagen werden muß." Für W. Schmülling weist die Richtung
einzig zu Silvio Gesell und" (...) seine Vorschläge zur
Überwindung des Finanzsystems Kapitalismus mit seiner Freilandproklamation
(...)" hin.45 Der Artikel
legt den Schluß nahe, daß der Brandanschlag nicht als
eigenständiges wichtiges Faktum der Politik mit mehrdimensionalen Ursachen
gesehen wird. Er wirft die Frage nach einer wirklichen Betroffenheit des
Autors von der unmenschlichen Tat auf. Der Leser sucht nach dem Grund für
das Ausbleiben der Solidarität mit den Opfern. Es bleibt in jedem Fall
der Geschmack der Instrumentalisierung der Todesfälle für die Werbung
für das freiwirtschaftliche Anliegen.
Die Ursachenerklärung für die Tat von Solingen scheint sich aus
der bereits oben beschriebenen Problematik der vorhandenen eindimensiomnalen
Faschismusanalyse zu ergeben und hat einen unsensibelen Umgang mit dem Tod
von Mitmenschen zur Folge. Erfreulich ist hingegen Schmüllings positive
Stellungnahme im Dritten Weg zur Einführung eines Einwanderungsgesetzes.
Leider hat er diesen, dem herrschenden "Blutsprinzip" in der
Staatsbürgerfrage entgegengesetzen antirassistischen Ansatz nicht weiter
begründet und
ausgeführt.46
Demgegenüber kritikwürdig bleibt m.E. die unkommentierte Verwendung
des Kampfbegriffes
"Wirtschaftsflüchtlinge".47
Dem Dritten Weg hätte es hier gut angestanden, statt der unkommentierten
Verwendung dieses Begriffes durch die Veröffentlichung über die
tatsächlich geringen Höhe der Anzahl an sogennanten
"Wirtschaftsflüchtlingen" z.B. aus Informationen von Pro Asyl,
48 aufklärerisch
zu wirken.
Unverständlich bleibt Schmüllings Distanzierung vom Begriff einer
"multikulturellen Gesellschaft", den er sogar auf die gleiche politische
Stufe stellte, wie das Schlagwort "Ausländer
raus".49
Hier ist Widerspruch nötig! Deutschland war immer und ist auch heute
ein multikulturelles Land. 50
Die Vorstellung einer einheitlichen deutschen Kultur in Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft sind unhistorisch oder gefährliche den Rassismus fördernde
Utopien.
Um einem oft gehörten Einwand vorweg zu entgegnen: Multikulturelles Leben bedeutet nicht automatisch mehr Konflikte in einer Gesellschaft. Diese treten vielmehr u.a. dann auf, wenn bestimmten Kulturen, wie z.B. der "2.Gastarbeitergeneration", also den hier geborenen Gastarbeiterkindern, die Integration verweigert wird. Vorrangiges Kriterium für die Einbürgerung in Deutschland sollte und kann nur die Aktzeptanz der Verfassung und ihrer Werte durch die hier lebende Bevölkerung sein.
5.3 Problematischer Autorenkreis des Dritten Weges
Neben Beiträgen von Hans Schumann, Johannes Jenetzky und Friedrich Lohmann
veröffentlichte der Dritte Weg mehrmals Beiträge von Ernst van
Loen.51 Ernst van Loen ist mit
redaktionellen Beiträgen maßgeblich bei der Zeitschrift "DAS NEUE
VOLK - FÜR CHRISTLICHE KULTUR- UND SOZIALREFORM" beteiligt, die vom
Karl Vogelsang-Bund in Wien herausgegeben wird. In dieser Zeitung wird massiv
ausländerfeindliches Gedankengut publiziert. So warb man z.B. in der
Juni-Ausgabe von 1991 für das "überparteiliche Volksbegehren
Österreich für Österreicher" und publizierte Thesen wie:
"Mit der Bevölkerungspolitik der Regierungsverantwortlichen wird
der historisch gewachsene Charakter der österreichischen Bevölkerung
schleichend und unwiederbringlich zerstört. Das massive Eindringen und
Ansiedeln von Ausländern muß als Verletzung des Rechtes unserer
Bevölkerung auf Bewahrung ihrer ethnischen Identität gewertet
werden.(...) Nicht die Erzeugnisse gesichts-loser `Multikulturen' werden
in aller Welt als geschichtlich gewachsener Schatz gezeigt, sondern die
charakteristischen Schöpfungen unverwechselbar und scharf von anderen
abgegrenzter Einzel-Kulturen mit hohem Selbstbewußtsein aus lebendiger
Identitäts-Erfahrung: Dome, Tempel, Theater, Musik (...) Das alles wurde
nicht geschaffen von `multikulturell' nivellierten, durcheinandergemischten
KonsumZombies, sondern von Menschen, die ihr Volk, ihr Land, ihre Geschichte
blutvoll geliebt, mit ihr gelitten, zutiefst in ihr gewurzelt haben."
52
Im Anschluß an diese Ausführungen druckt man(n), quasi als Beleg,
einen kleinen Abschnitt aus einem Buch von Yoshito Otani mit dem weiter unten
noch angeführten Henning Eichberg-Zitat über die "entnationalisierte
Weltwirtschaftsgemeinschaft", nach.
Das Heft schließt mit den Worten:
"Das sind die wahren Interessen, die hinter dem Schlag-Wort
- was soll hier zerschlagen werden? - von der `multikulturellen' Gesellschaft
aus Einheimischen und Ausländern, aus Ent-Wurzelten stehen!"
Im Heft Nr.3 des NEUEN VOLKES von 1990 widmet man sich sogar ausschließlich
der "Ausländerfrage". Man wirbt mit Schlagworten, wie "IST DAS BOOT
VOLL ODER NICHT ??" für die Volksabstimmung zur Ausländerfrage
und druckt einen Artikel von Karl Vogelsang zum Thema "Völker, Rassen,
Nationalitäten" ab, indem dieser u.a. feststellt:
"Die Auflösung der Gesellschaft zugunsten der modernen Industrie
ist die Ursache des riesig angewachsenen Vagabundentums. (...) Das Ende wird
sein, daß vor einer Zuschauerschaft arischer Heloten der Chinese mit
dem Semiten um die Herrschaft der Erde
ringt."53
In der September- Ausgabe des NEUEn VOLKs von 1991 bringt man z.B. neben
weiterer Hetze gegen Ausländer eine "Abrechnung mit Hitler", die teilweise
eher zu einem Hitler entschuldigenden Artikel wird.
Daß es unter den FSU- Sympathiesanten Anhänger von ständestaatlichen und nationalistischen Ideen gibt, zeigt z.B. auch die Tatsache, daß Friedrich Lohmann, ein mehrmaliger Artikelschreiber für den Dritten Weg, 54 1992 beabsichtigte, das Buch Gregor Strassers "Kampf um Deutschland", neu herauszugeben, dessen "große antikapitalistische Sehnsucht" er von ihm dort "schon 1932 großartig und mitreißend dargelegt" empfandt. Lohmann versandte zwei Hefte kopierter Auszüge aus diesem Buch an Personen aus dem Kreis der Freiwirtschaft und den Lesern des Dritten Weges und bat sie, mit Hilfe eines Begleitschreibens eine Verteilerrolle für die Strasser-Hefte zu übernehmen.
Auf Seite 12 seiner Kopienzusammenstellung hat Lohmann folgendes handschriftlich
hinzugefügt:
"Nur eines mir Verpflichtung sei:
Mit Dankbarkeit und Müh' und Fleiß
Den `Kampf um Deutschland weiterzutragen
Dem Siege entgegen - noch in unseren Tagen."
Eine Distanzierung zu Lohmanns Äußerungen oder einer ausreichend klare Positionsbestimmung zu den Bereichen "Demokratieverständnis, Nation sowie Ausländer" ist von Seiten der FSU bisher nicht erfolgt.
Im Jahre 1996 stellte Reiner Bischoff, Mitglied des BUND, im Dritten Weg
folgende gegenüberstellende Thesen vor:
Völkerverneinung und -auflösung - oder Völkererhaltung (...)
Scheindemokratie, Diktatur (gemeint ist wohl unser heutiges System) - oder
(wahre) Demokratie
EU - oder Europa der Vaterländer
Wer für Naturschutz ist, muß auch für Völkerschutz eintreten
(...)
Multikulturelle Ideologen, die die Völker verneinen und sie auflösen
wollen, stehen auf der Seite des Geldes(...)
55
Der Dritte Weg sah offensichtlich bei der Veröffentlichung dieser Thesen
kein Problem.
6. Die Problematik der Personal- und
Bündnispolitik der FSU nach dem Krieg
1952 kann als ein Schlüsseljahr der politischen Wende innerhalb der
FSU angesehen werden. Auf dem Parteitag 1952 gab Richard Batz sein
Vorsitzendenamt ab und Wilhelm Radecke
56 übernahm die
Parteiführung. Schumann und Radecke waren ehemalige Mitglieder des
Rolandbundes, also der Gruppierung, die innerhalb der NSDAP der Freiwirtschaft
zum Durchbruch verhelfen wollten. Ihre damaligen Aktivitäten seien deshalb
hier kurz erwähnt, um mögliche historische Kontinuitäten und
Denkhorizonte aufzuzeigen:
In Berlin veröffentlichten sie am 01.05.1933, dem "Feiertage der nationalen
Arbeit" zusammen mit Professor Dr.Hans Sveistrup, Dr. Franz Hochstetter,
Diplom-Ingenieur Ernst Goebel, Theodor Benn, K.H. Sonnenschmidt, Ewald Vogt,
Friedrich Schwiers, Otto Weißleder, Fritz Mayer, K.I.Schuchardt, Dr.
med. Wilhelm Weber, O.Goebbels, Walter E.Vogel sowie dem Diplom-Ingenieur
Bruno Heß einen Sammelruf an alle "Deutsche Volksgenossen". In diesem
Sammelruf stellen sie beglückt fest:
"Ein neuer Tag unseres geschichtlichen Daseins ist angebrochen. Ein
Werktag frohen Schaffens muß er werden."
57
Während am Tag ihres Gründungsaufrufes die Nationalsozialisten
den Schlag gegen die deutsche Gewerkschaftsbewegung führten, warnte
der Rolandbund vor der "Gegenrevolution" und dem
"Marxismus" und stellte sich auf die Seite der Nationalsozialisten,
um sich für die "Sicherung der Revolution" einzusetzen:
"Also muß diese Revolution gelingen.[Gemeint ist die der
Nationalsozialisten] (...) Der Marxismus ist geschlagen.(...) Mit der kraftvollen
Hand seiner Jugend hat das deutsche Volk die wachsende Gefahr des Kommunismus
bezwungen.(...) Allzu spät, aber endlich doch wurden die Volksverderber
das Opfer ihrer eigenen Verderbnis. Gegen alle Warnungen und Belehrungen
taub, gaben sie sich dazu her, ehrliche Warner wie Silvio Gesell mit
niederträchtigen Verleumdungen zu verfolgen und zu
verdächtigen."58
Man kreierte eine Art freiwirtschaftliche Dolchstoßlegende und Legitimation
für die nationalsozialistischen Verhaftungen von Gewerkschaftlern und
Marxisten:
"Wer das Wesen der internationalen Hochfinanz und ihr heimtückisches
Wirken in der Geschichte der Völker kennt, der weiß, daß
sie bereits wieder die Fäden der Gegenrevolution spinnt, während
die Soldaten der deutschen Revolution noch mit der Front am marxistischen
Feinde liegen."59
Statt die Inflation als Folge der Kriegswirtschaft anzusehen, wurde, in
Verkennung der größeren Urheber, gegen die
"Novemberlinge" polemisiert. Inwiefern diese Spitze letzlich
auch die Revolutionäre trifft, die Gesell in der Münchener
Räterepublik auf das Schild des Volksbeauftragten für Finanzen
gehoben haben, bleibt unklar:
"Als 1918 10 Millionen Krieger des Feldheeres zurückkamen in die
Heimat, wo die Spartakusbanden hausten, da war es die erste Sorge der Herren
Volksbeauftragten, das feldgraue Heer zu entwaffnen. Zu dem Zweck entfesselten
die Novemberlinge im Winter 1918/19 eine Inflationswelle (...) Mittels einer
Inflation als Demobilisierungsmaßnahme rettete sich listig das System
Ebert vor dem Zorn des Frontsoldaten. (...) Der Soldat verließ das
Gewehr, um sich ins Geschäft zu stürzen, und wurde - der Besiegte
des Finanzmannes."60
An die Freiwirte appellierten sie:
"Ihr, ja ihr wißt, worum es geht. Ihr wußtet es, seit Silvio
Gesell euer Lehrer wurde. Ihr sahet dies kommen, diese Gefahr hinter dem
Siege, ihr sahet sie, da andere noch im Staub und Gewühl eines sehr
notwendigen Kampfes den nahen Gegner gepackt hielten, eines Kampfes, den
diese anderen auch für euch kämpften. Jetzt ist eure Stunde gekommen.
Nacheinander läßt der Feldherr die verschiedenen Waffengattungen
in die Kampfhandlungen eingreifen. Ungeduldig wartet wohl eine Truppe auf
ihren Einsatz. Ungeduldig wartet ihr, Freiwirte, so des Rufs an euch.(...)
Ihr dürft euch dem Führer des deutschen Befreiungskampfes nicht
versagen. Adolf Hitler hat die nationale Revolution geführt.(...) Tretet
Mann für Mann hinter den Volkskanzler Adolf Hitler! Helft uns, sein
Werk für Deutschland zu stützen und zu vollenden. Freiwirte! Wo
immer ihr bisher gestanden habt, das Gestern ist versunken, für Halbheiten
ist kein Raum. Der neue Tag fordert entschiedene und neue Taten. In Hitlers
Lager ist Deutschland. unter den Fahnen Adolf Hitlers ist jetzt euer Platz,
der R o l a n d - B u n d eure
Formation!"61
Zum Schluß des Aufrufes bestärkt man noch einmal den eigenen
ungebrochenen Willen zur Kollaboration und fordert zur Mitarbeit bei den
Nationalsozialisten auf:
"Den politischen Erfolg gilt es zu festigen. Stützen, nicht
stürzen ist die
Aufgabe."62
Und an die Nationalsozialisten gerichtet betont man selbstbewußt:"Freigeld ist das heimatreueste Geld der Welt" Der Name "Roland- Bund" wurde von den Unterstützern des Nationalsozialismus gewählt, da man an die Wichtigkeit der Marktfreiheit erinnern wollte.
Vor diesem geschichtlichen Hintergrund ist es daher um so schwerwiegender,
daß es unter der Führung Radeckes (Parteivorsitzender der FSU
von 1952-1954) durch Bruno Fricke vermittelte Kontakte zum Kreis um Strasser
gab, der ständestaatliche Vorstellungen hegte, die lange Zeit
andauerten.63 Die Partei suchte
in der Folge Bündnispartner mehr oder weniger weit rechts von der Mitte.
Zu kritisieren sind ebenfalls die in den 50er und 60er Jahren gepflegten
Kontakte der Partei zu den Ludendorffern.
7. Die Problematik des Schriftenversandes der FSU
Der Buchversand der FSU vertrieb immer wieder Bücher mit antidemokratischen, geschichtsverfälschenden und verschwörungstheoretischen Inhalten:
Rechtsnationale Verstrickungen der FSU sind auch mit dem Namen Ferdinand
Böttger verbunden. Ende der 70er Jahre pries Böttger im Dritten
Weg äußerst rechte Historikerbücher von z.B. David Irving
und Hanna Reitsch an:
"Die Deutschen, wie kein anderes Volk dieser Erde, glauben
schließlich diese Lügen über sich
selbst."64
Im Bücherangebot der FSU befand sich lange Zeit auch das Buch "Untergang
eines Mythos" von Yoshito Otani, der sich ebenso wie Schumann auf die von
den Nationalsozialisten als Legitimation zur Judenvernichtung benutzten
"Protokolle der Weisen von Zion"
beruft.65 Zwar distanziert sich
Otani zunächst davon, "ein Volk oder eine Rasse mit der Verfolgung
solcher Pläne [gemeint ist eine geheime Weltherrschaft] zu
verdächtigen" und er schreibt, daß es verfehlt wäre,
zu vermuten, "daß hinter diesem Streben die germanische Rasse
stehe oder die jüdische, die arabische oder die japanische, oder daß
ein Land wie Amerika nach der Alleinherrschaft strebt." Dennoch
fühlt er sich nach diesen Distanzierungen veranlaßt, die Protokolle
nicht als "Fälschungen" beiseite zu legen, da sie die "negativen
Möglichkeiten des kapitalistischen Systems aufzeigen, wie sie nach dem
Erscheinen der Protokolle schrittweise verwirklicht wurden"
[Hervorhebung durch den Verfasser. An dieser Stelle relativiert Otani (ein
Pseudonym?) seine vorherige Distanzierung ]. Er hält "sie nicht
für die Exponenten von "Verschwörern", sondern für einen
Exponenten des kapitalistischen Systems, d.h. für die Darstellung von
Möglichkeiten, die bis heute noch jedem gegeben sind, der skrupellos
genug ist, sie bis aufs letzte auszunützen. Sie sollen nicht als Anklage
dienen, sondern nur als Warnung
(...)"66
Zunächst betont also Otani, daß es keine jüdische
Weltverschwörung oder überhaupt eine Weltverschwörung gibt
bzw. gegeben habe und daß den Juden historisch großes Unrecht
geschehen sei. Gleichzeitig spricht Otani aber in der Vergangenheitsform,
wenn es um die Ausübung der in den Protokollen beschriebenen Art der
Weltherrschaft geht! Im Anschluß daran zitiert er sieben Seiten (!)
lang aus den Protokollen, als handele es sich bei ihnen doch um ein historisches
Faktum. Um sich dann selber gleichzeitig zu widerlegen, zitiert Otani in
den folgenden Abschnitten aus dem Buch von Gary Allen: Die Insider ,
67 dessen Hauptthese eben die
Existenz einer Weltverschwörung ist, der sowohl das kapitalistische
als auch das kommunistische System dienen soll. Angereichert wird dieser
Abschnitt durch Zitate von Henning Eichberg
68, der davor warnt, daß
"Konzernstrategen das Ziel ins Auge fassen, die Menschheit in eine
standardisierte, entnationalisierte 'Weltwirtschaftsgemeinschaft und
Verbrauchergemeinschaft' zu verwandeln, deren Mitglieder nicht mehr primär
durch unterschiedliche Nationalität, Religion und Rasse [Vom
Autor hervorgehoben] geprägt sind (...). Die Grundzüge der
Außenpolitik Henry Kissingers [Wird seine Person in diesem Zusammenhang
erwähnt, da er ein bekannter Jude ist?] decken sich präzise mit
der eigenen politischen Strategie der Weltkonzerne. Wo der tatsächliche
Gegner ihrer `eigenen Welt' zu erwarten ist, wissen die Konzernplaner. Das
Gespenst (...) heißt nicht Kommunismus...Es ist die Angst vor einer
nationalistischen Rebellion [Hervorhebung durch den Verfasser], vor
einer Rette-sich-wer-kann-Panik der Völker, die das globale Geflecht
der Multis
zerreist."69
Wenngleich diese Zitate bereits deutlich machen, welche gesellschaftlichen
Vorstellungen von Otani hofiert werden, soll dennoch an dieser Stelle eine
kurze Information zu Henning Eichberg erfolgen. Assheuer und Sarkowicz
70 geben zu seiner
Person folgende Information:
"Henning Eichberg, Eingeweihten besser bekannt unter dem Pseudonym
Hartwig Singer, beherrscht die (schon von der `Konservativen Revolution'
einstudierte) wechselseitige Überblendung rechter und linker Theoreme
am raffiniertesten, und vermutlich ist er deshalb `der Autor der Neuen Rechten,
der am tiefsten in das Publikationsnetz der Linken eingedrungen ist.' Der
heute in Kopenhagen `Kultursoziologie' lehrende Eichberg, ehemals CDU-Mitglied,
hatte in den sechziger Jahren eine `eindeutig rechtsradikale Vergangenheit';
der ihm ideologisch nahe stehende (herder-) Autor Günter Bartsch nobilitiert
ihn zum `Rudi Dutschke von Rechts´. `als Schüler nahm er 1956 Kontakt
zum Hamburger Zweig der Partei Otto Strassers auf´, weil ihn deren
`Deutschland- Plan, die ständestaatliche Konzeption und ihre Forderung
nach einem Arbeitsdienst' faszinierten. Nach Kontakten mit der
französischen Rechten löste sich Eichberg von Strasser - er wurde
`nationalrevolutionär' und `leitete eine Wende' in der deutschen Rechtsszene
ein. Eichberg ermunterte sie, `gleich der Nouvelle Droite auf die Tradition
des revolutionären Linksfaschismus und der europäischen Waffen-SS
zurückzugreifen' und die Devise auszugeben, Nationalismus sei
`fortschrittlich'. Daß dabei das Vokabular renoviert werden mußte,
liegt auf der Hand: Was früher `nationale Einheit war, hieß nun
`nationale Identität'.(...) Eichbergs nationalrevolutionäre
Befreiungs-Philosophie sieht zwar linkem Anti-Imperialismus verblüffend
ähnlich, kommt aber aus ganz anderen
Begründungszusammenhängen."
71
Ob nun Otani bewußt oder unbewußt, ich denke einige der Textstellen
sprechen für Ersteres, rechtsnationalem Gedankengut Vorschub leistet,
sei dahin gestellt. Fest steht, daß die FSU sein Werk mit den obengenannten
Textstellen ohne Kommentar verbreitet hat. Die "Geschichte der
Freiwirtschaftsbewegung" vertrieb sie hingegen, wie mir geschrieben wurde,
nur mit einem eigenen ergänzendem Kommentarzettel!
An dieser Stelle möchte ich einmal grundsätzlich auf die immer
mal wieder in Freiwirtschaftskreisen auftauchenden "Protokolle der Weisen
von Zion" eingehen.
Bei den Protokollen handelt es sich nachgewiesenermaßen um eine
Fälschung, mit der die Judenvernichtung und viele Pogrome gegen Juden
begründet worden sind.
Norman Cohn hat dies in seinem Buch "Die Protokolle der Weisen von Zion -
Der Mythos von der jüdischen Weltverschwörung, Köln, Berlin
1969" detailliert recherchiert.
72 Die "Protokolle" sind demnach
zwischen 1894 und 1899, wahrscheinlich 1897 oder 1898 in Frankreich verfasst
worden. Als Vorlage diente das Buch "Dialogue aux Enfers entre Montesquieu
et Machiavel" von Maurice Joly,
73 welches 1864 in Brüssel
erschienen ist und vor dem Hintergrund eines fiktiven Dialogs dazu dienen
sollte, das autoritäre Regime Napoleons III. zu brandmarken. "Insgesamt
fußen über 160 Stellen der "Protokolle", rund zwei Fünftel
des Textes, eindeutig auf Stellen des Buches von
Joly".74
Das Buch von Joly ist jedoch nicht das erste Buch, welches die These einer
(jüdischen) Weltverschwörung enthält. U.a. dienten die
Romanvorlagen von B.Disraelis Buch "Coningsby", welches 1844 erschien,
sowie das Kapitel "Auf dem Judenkirchhof in Prag" des Romans "Biarritz" von
Hermann Goedsche (Pseudonym Sir John Retcliffe) folgenden "wissenschaftlichen"
Autoren als Vorlagen für "die Rede des Rabbiners", welche später
ebenso in die "Protokolle" eingearbeitet
wurden.75
Das Plagiat der "Protokolle" ist nach Cohn mit ziemlicher Sicherheit das
Werk russischer monarchistischer Rechtskreise aus dem Umfeld der Ochrana,
des damaligen russischen Geheimdienstes. Seine Publikation diente zunächst
dazu, die progressiven Bewegungen der Liberalen bis hin zu den extremen
Revolutionären, "als bloßes Werkzeug in den Händen
der Juden hinzustellen (...) und in den Augen des russischen Bürgertums
und des russischen Proletariats zu diskreditieren (..) gleichzeitig die
Mißstimmung, die das zaristische Regime in weiten Bevölkerungskreisen
erzeugt hatte, gegen die Juden zu
lenken."76
Mit mehreren Veröffentlichungen zwischen 1903 und 1907 in Rußland
begann zugleich die verhängnisvolle antisemitische Wirkungsgeschichte
der "Protokolle" in der
Welt.77
Eine Variante der "Protokolle", die die These einer jüdisch-
bolschewistischen Weltverschwörung beinhaltete, wurde später von
russischen national- monarchistischen Kreisen bei den westlichen Entente-
Mächten in Umlauf gebracht, um sie zu einem Eingreifen im russischen
Bürgerkrieg zu bewegen.78
Gerne wird in FSU und Freiwirtschaftskreisen unkritisch Henry Ford zitiert.
Henry Ford war es aber auch, der mit seinem Buch "The International Jew"
die Protokolle weltberühmt gemacht
hat.79
Adolf Hitler wurde in seinem Rassenwahn, seiner Überzeugung der
Notwendigkeit der Judenvernichtung sowie der Anzettelung des Zweiten Weltkrieges
von den "Protokollen" inspiriert und
angetrieben.80
Ein weiteres vom Inhalt her teilweise problematisches von der FSU vertriebenes
Buch stammt von Gordon-Wallach. Ein gespaltenes Verhältnis zur Demokratie
findet dort seinen Ausdruck in der Behauptung, daß die Freiwirtschaft,
statt selber eine "Partei" zu sein, über allen "Parteien" stände.
81 Karl Walker
82 gibt diesem antidemokratischem
Denken Ausdruck, im Nachwort des Gordon-Wallach- Buches:
"Was ist denn der Sinn und Inhalt der Demokratie? - ist es ihr Sinn,
alle für die Sozialordnung bedeutsamen Regelungen mittelbar oder unmittelbar
von Mehrheitsentscheidungen abhängig zu machen? - oder ist es nicht
vielleicht ihr vernünftigerer Sinn, einem Volk die Möglichkeit
zu sichern, seine fähigsten Köpfe und verläßlichsten
Charaktere mit der Organisation und Steuerung der sozialen Ordnung zu beauftragen
- und im Versagensfalle
abzuberufen?"83
Er fährt an anderer Stelle fort:
"Wenn es richtig ist, daß ein Sozialkörper in seinen
natürlichen Lebensbedingungen ähnlichen Gesetzen unterliegt wie
ein Organismus, dann ist soziale Ordnung von den Bedingungen der Ganzheit
her zu verstehen und kann nicht aus den Direktiven einer pluralistischen
Gesellschaft hervorgehen. Ganzheitsordnung ist organische Ordnung, und organische
Ordnung ergibt sich aus sinnvoller Funktionsteilung, aus Zell- und
Gruppenbildung, aus Bindungen und einer Ranggliederung, die dem Ganzen erst
eine Struktur gibt. In diesem Sinn kommt es darauf an, nicht alle Zellen
eines Körpers über alles befinden zu lassen, sondern nur die
Befähigten, die Berufenen an den Platz gelangen zu lassen, an dem sie
benötigt werden. Der gesunde Sozialkörper steuert sich durch
Regeneration seiner Organe; (...) In der Grundlage ist die organische Ordnung
eine hierarchische Ordnung. Aber die hierarchische Ordnung schließt
das demokratische Element (...) keineswegs
aus."84
8. Problematische Stellungnahmen von Gesamtpartei, ihrer Untergliederungen und Einzelmitgliedern
Das nationale Anliegen wurde entgegen den Ansichten und Äußerungen
Gesells im Bereich der FSU nach dem Krieg immer stark gefördert
und gewichtet.85 Im Wuppertaler
Gegenwartsprogramm von 1982 heißt es hierzu:
"Die FSU fordert volles Selbstbestimmungsrecht für das deutsche
Volk und den Abschluß eines Friedensvertrages für Deutschland.(...)
Auf diese Weise [durch die Errichtung einer sozialen Ordnung] kann das
stärkste Hindernis für eine Wiedervereinigung Deutschlands beseitigt
werden (...) Nur so ist es auch zu erreichen, ein freies Deutschland in einem
freien Europa zu schaffen, das weder Satellit der Sowjetunion noch der
Vereinigten Staaten von Amerika ist. (...) Die FSU fordert die gegenseitige
Anerkennung der Individualität eines jeden Volkes auf dieser Erde. [Wie
der Begriff der "Individualität" auf Völker angewendet werden kann
ist nicht ersichtlich]"
86
Man kritisiert im gleichen Programm die "erzwungene Ostgrenze"
der BRD sowie den "Bevölkerungsdruck" des Südens und
fordert eine "demokratische, dem Volksganzen verpflichtete
Gesellschaftsordnung".
87
Letztere Formulierungen übernahm man auch mit Ausnahme der Thematisierung
der "Ostgrenze" in das Gegenwartsprogramm der FSU von 1992. Ebenso verfuhr
man mit der Übernahme der Forderung nach "gegenseitiger Anerkennung
der Individualität eines jeden Volkes auf dieser Erde."
"Deutschlands Selbstbestimmung" "und wirkliche
Entspannung" sieht man "nur durch eine [andere] beispielgebenden
Gesellschafts- und Wirtschaftsform" verwirklicht. In diesem Bemühen
um den Aufbau erkennt man die "deutsche Aufgabe". "Die
FSU fordert nicht Verschiebung, sondern Abbau der Grenzen."
88
Mit der Formulierung "Die FSU steht auf dem Boden wahrhafter Demokratie." 89 stellt sich beim Leser des Gegenwartsprogrammes, trotz den sich im Programm anschließenden Forderungen nach Volksbegehren und Volksentscheid die Frage, welche Demokratieauffassung die FSU denn nun tatsächlich besitzt und welche Errungenschaften unserer derzeitigen Demokratie sie ablehnt?
Im Aktionsprogramm der FSU wird man hinsichtlich der "nationalen Belange
Deutschlands" etwas deutlicher:
"Der wirtschaftliche Interessenausgleich im Innern schafft jene
Gemeinsamkeit, die erforderlich ist, um kraftvoll [Hervorhebung durch
den Verfasser] die nationalen Interessen im Sinne der Behauptung der
Eigenständigkeit im vielstimmigen Konzert der Völker und Mächte
zu verteidigen." 90
Die Entspannungspolitik charakterisiert man dort als: "schwankende
Außenpolitik, die gekennzeichnet ist durch würdelose Unterwerfung
unter die Interessen der westlichen Schutzmacht - und eine ebenso würdelose
Nachgiebigkeit gegenüber der als `Entspannung' getarnten imperialistischen
Machtpolitik Moskaus und seiner Protektorate DDR, Polen und der CSSR."
91
Der FSU- Programmforderung, die "nationalen Belange Deutschlands" zu fördern, gab im übrigen Hans Kadereit in der Juli-Ausgabe des Dritten Weges 1993 Ausdruck, indem er an die "national gesinnten politischen Kräfte, die eine maßvolle Erneuerung anstreben" appelliert, mitzuhelfen an einer kapitalismusfreien Ordnung in Deutschland zu bauen. Zugleich stellt er fest: "die Deutschen [kursiv gedruckt, um auf die Problematik der Verallgemeinerung hinzuweisen, die in der Verwendung des einheitlichen deutschen Volksbegriffes liegt. Der einheitliche deutsche Volksbegriff ist ein Ausfluß der Folgen der Industrialisierung, der Kapitalisierung, dem Widerstand gegen die Fürstenwillkür sowie der napoleonischen Fremdherrschaft im 19.Jahrhundert.] können daher die ihnen auf den Leib geschriebene Aufgabe (...) bisher nicht erfüllen." 92
In demselben Artikel beklagt Kadereit verharmlosend die Diskriminierung `der
Rechten' als `radikal' und fordert ein "vom ganzen Volk getragenes dringend
erforderliches nationales Gemeinschaftsgefühl."
Die Kadereitsche Forderung nach einem erforderlichen Nationalgefühl
wirft Fragen auf: Warum denn nun ein "nationales" oder überhaupt ein
Gemeinschaftsgefühl erforderlich sei; -lebt doch die Demokratie von
der Verschiedenartigkeit der Interessen und Kulturen sowie gleichzeitig von
der Aktzeptanz der demokratischen "Spielregeln" und der Verfassung. Man/frau
fragt sich auch, warum es denn nun "dringend" erforderlich sei. Sollen hier
tatsächlich vorhandene widerstrebende Interessen gleichgeschaltet werden?
Führt eine solche Vorstellung nicht letztendlich dazu, obwohl Kadereit
in seinem Artikel betont, daß "nationale Solidarität (...) durch
internationale Solidarität abgesichert werden [muß]", daß
demnächst wieder einmal das Nationalgefühl einer Nation gegen die
Aufmüpfigen eigenen Mitglieder sowie die Menschen anderer Völker
verwendet werden kann, um von den eigenen Problemen [der Herrschenden]
abzulenken.
Dient der Rückgriff auf die Idee und Fiktion eines nationalen Gemeinschaftsgefühls hier vielleicht schlicht der Psyche, um die eigene Unsicherheit in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt durch die gedachte Beheimatung in einem relativ konfliktfreien Staat oder noch besser "Volk", wiederzugewinnen? Oder ist der Appell an das "herzustellende Nationalgefühl" nur ein Ausdruck der Hilflosigkeit, den Freiwirtschaftsgedanken in einem demokratischen Staat, in dem auch andere konkurrierende Ideen politisch wirksam werden wollen, nur schwer durchsetzen zu können?
8.1 Die Erklärung des Landesverbandes Niedersachsen
Eine den Nationalsozialismus verherrlichende Erklärung anläßlich des Jahrestages des 8.Mai 1945 brachte der Landesverband der FSU in Niedersachen einen Rundbrief mit dem Titel:"8.Mai 1945 - Tag der Befreiung?" im Mai 1995 heraus. In dieser Stellungnahme heißt es ironisierend: "Wir, zumindestens wir in Westdeutschland wurden am 8.Mai 1945 von einer menschenverachtenden Diktatur befreit. Das wäre eine große Tat, und des Feierns wert gewesen, wenn das die einzige Befreiung geblieben wäre. Aber nach dem 8.Mai ging die eigentliche "Befreiung" ja noch weiter, wie Gerd Knabe in einem Brief wie folgt darstellt: Nach dem 8.Mai 1945 wurden Millionen Deutsche befreit von ihrer Heimat, von ihrem Grundbesitz, von ihrer Wohnung, von ihrem Hab und Gut, von Ihrem Schmuck, von ihrer Freiheit, von ihrem Beruf, von ihrem Ausbildungsweg und von anderem. Vor allem aber: Nach dem 8.Mai 1945 wurden Millionen Deutsche befreit von ihrem Leben. Fürwahr - ein "Tag der Befreiung"" Und als Kriegsgrund der Allierten wird entgegen der historischen Realität ein Interesse einer ominösen "Goldenen Internationalen" gegen die angebliche positive Wirtschaftspolitik der Nationalsozialisten festgehalten: "Warum die Siegermächte Deutschland nicht nur vom verbrecherischen Nationalsozialismus befreit haben, hat Winston Churchill in seinen "Erinnerungen" wie folgt begründet:"Das unverzeihlichliche Verbrechen des deutschen Volkes vor dem 2.Weltkrieg war der Versuch, seine Wirtschaftskraft aus dem Welthandelssystem herauszulösen und ein eigenes Austauschsystem zu schaffen, bei dem die Weltfinanz nicht mehr mitverdienen konnte. So deutlich ist der eigentliche Kriegsgrund selten dargestellt worden. Aus diesem Satz geht eindeutig hervor, daß der Kampf nicht dem menschenverachtenden, diktatorischen System galt, sondern einzig und allein wirtschaftliche bzw. finanzpolitische Gründe hatte.Daraus ist zu ersehen, daß die "Goldene Internationale" ihr System das Zinseszins-System - hart und unerbittlich weltweit verteidigt. (...) Wenngleich das Geld- und Finanzsystem des 3.Reiches keinesfalls die Wirkung von Freigeld Gesell´scher Prägung hatte, muß es doch gegenüber dem alten System hervorragend gewesen sein (...)"
Die Tatsache, daß Hitlers Wirtschaftspolitik letztlich der Kriegsvorbereitung diente und inflationär angelegt war , liegt offensichtlich außerhalb des Wahrnehmungshorizontes der Autoren. Diese Erklärung leugnet die Kriegsschuld Hitlers in unerträglicher Weise.
8.2 Die unwidersprochenen Ausführungen des FSU Mitgliedes Professors Jenetzky
Hans Schumann ist in den Kreisen der FSU wohl nicht der einzige Vertreter der jüdischen Verschwörungsthese. Johannes Jenetzky durfte in der Juni Ausgabe des Dritten Weges von 1989 schreiben:
"Das letzte Mal sah man die Krise nicht unerwünscht, leitete das
Geschehen ein und verhinderte Rettungsversuche, ehe aus der wirtschaftlichen
auch eine politische Katastrophe wurde. Dieses Mal bemühen sich die
gleichen Kreise, die damals verantwortlich zeichneten, das sich abzeichnende
Unheil nach besten Kräften zu verhindern, weil sie wissen, daß
eine Großkatstrophe auch sie verschlingen würde, und sie haben
viel zu verlieren."
93
Auf den Mittelseiten des Dritten Weges von November 1991, einer Beilage nur
für FSU -Mitglieder, wurde Jenetzky mit seinen ausländerfeindlichen
und deutschnationalen Auffassungen wesentlich deutlicher: "Wie hält
man es mit der Begriffsvertauschung Mitteldeutschland gegen Ostdeutschland,
was ja schlicht eine semantische Lüge ist (...)?".
Jenetzky hätte nur den Dritten Weg vom November 1989 lesen müssen, um festzustellen, daß dort bereits W.Schmülling, wie von Jenetztky gewünscht, den Begriff "Mitteldeutschland" verwendet hatte. 94 Tatsache ist aber, daß es sich bei dem Gebiet der ehemaligen DDR mittlerweile um Ostdeutschland handelt. Das Begriffsungetüm "Neue deutsche Bundesländer" wird stattdessen von konservativer Seite als Zugeständnis an rechtsnationale Vertriebenenverbände und Anhänger einer Revisionspolitik benutzt, um so den klareren und kürzeren Begriff "Ostdeutschland" zu vermeiden. Auch im Dritten Weg wird der Begriff Ostdeutschland für das Gebiet der ehemaligen DDR vermieden. 95
Herr Jenetzky fährt im obengenannten Artikel zum "Asylantenproblem"
weiter fort: "Schicken wir alle Dritte-Welt-Wirtschaftsflüchtlinge
und alle Balkanzigeuner zurück, dann gewinnen wir Platz für
Volksdeutsche aus Rußland und Rumänien. Ja, ist das nicht Rassismus?
Nein, denn mit Volksdeutschen, Balten und Ungarn kann man unseren Wohlstand
sichern, mit manchen anderen Menschengruppen geht das nicht: Rhodesien war
reich, Zimbabwe wird immer ärmer. In Südafrika werden wir nach
dem Abtritt der Weißen das gleiche Trauerspiel erleben.(...) Bis zum
ersten Weltkrieg war in Deutschland die geistige Werthöhe hoch, die
Kriminalität niedrig, Volkstum und Familie gesund und ein hoffnungsvoller
allgemeiner Fortschritt zu erwarten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden wir
den übrigen zerfallenden Gesellschaften angepaßt. Der Kulturabstieg
läßt die Heutigen den Hochstand ihrer Ahnen nicht mehr erkennen,
die Bildung ist auf den Stand der Primitiven aus den Vereinigten Staaten
abgefallen (...) Die Menschen des dritten Jahrtausends haben sich wieder
dem Ewigen (...) zugewandt, man lebt wieder in unverbrüchlichen ethischen
Ordnungen, die seit Jahrtausenden ein gedeihliches Zusammenleben sichern,
man liebt wieder die Eltern, man denkt an die Zukunft seines Volkes (...),
man kehrt zu den Geistern der Ahnen zurück, zur bodenständigen
Kultur, zur geschichtlichen Wahrheit (...) man weiß daß Menschen
und Menschenarten verschieden sind (...)."
Zu anscheinend intern (?) in der FSU aufkeimender Kritik an nationalistischen
und judenfeindlichen Äußerungen an einigen Mitgliedern, die mir
allerdings nicht bekannt ist, bemerkt er verteidigend: "Die lieben,
alten Herrschaften [gemeint sind hier die führenden Mitglieder der FSU]
- gebeutelt von zermürbenden Wahlniederlagen - nehmen die vermeintliche
Blutauffrischung [gemeint sind, wie Jenetzky sie nennt:
"Gesellschaftsveränderer" und "Kritikaster" der 68er Generation] liebend
gerne auf, lassen sich einreden, man müsse nur die alten Ehrenmitglieder
beschimpfen (wie man Herrn Schumann in Parteikreisen neuerdings anpinkelt,
halte ich schlicht für schäbig), die in Volk, Heimat und Vaterland
(kommt ja alles bald wieder) noch achtenswerte Größen sehen und
den ideologischen Mist wachsen lassen, der auf den roten Beeten der Soziologen
schon zu regelmäßigen Mißernten geführt hat - dann
werde alles gut."
Mit der Zeit der "Aufklärung" und der "Französischen Revolution" sieht Jenetzky die sinnvolle Alte Ordnung zerstört. Er negiert die (auch) damals existierenden Interessengegensätze. Seine Auffassung richtet sich insbesondere gegen den Begriff der "Volkssouveränität" und der daraus erwachsenden Demokratievorstellung. Jenetzkys Kritik erweist sich somit, wenn seine Ausführungen richtig verstanden wurden, als eine grundlegende Anfrage an die Grundlagen unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Er schreibt im Dritten Weg (ebenda):
"Es gibt ein anderes Schema von rechts und links als das politisch schablonenhafte. Als geistige Ordnungen noch unerschüttert waren, gab es den Polarismus zwischen links und rechts nicht. Sobald man begann - vor etwa 200 Jahren - das Gesunde und Heile zu verteufeln, Werte durch ständiges Schlechtmachen den Menschen zu entfremden, Völker gezielt zu entwurzeln (...), legten sich die Zersetzer das Prädikat `links' zu und lobten sich über alle Maßen. Alles was sie haßten und zerstören wollten, nannten sie `rechts'."
Die Tatsache, daß Herr Jenetzky vielmehr seit der Publikation des oben
zitierten Artikels weiterhin im Dritten Weg seine Artikel veröffentlicht,
läßt darauf schließen, daß man seine Auffassungen
in der FSU zumindest für akzeptabel und diskussionswürdig hält.
96
In der Märzausgabe des Dritten Weges aus dem Jahr 1991 vertritt er u.a.
ganz offen folgende Thesen:
"Ob es etwas zu verteilen gibt, entscheiden Naturschätze, Landreichtum
und die unterschiedliche, genetisch [von mir hervorgehoben] bedingte
Leistungsfähigkeit der verschiedenen Völkergruppen. (...) Die Menschen
sind nur vor dem Recht gleich, aber biologisch von Grund auf verschieden.
Das gilt auch für Rassengruppen und entspricht der Natur. (...)
Zinskapitalismus, Kommunismus und die Lehre von der `Einen Welt, der
multikulturellen Gesellschaft, der Vermischung der Völker und Kulturen,
der menschlichen Entwurzelung' werden auf Erden von der gleichen Interessengruppe
97 ausgestrahlt.
(...) Die Zukunft gehört kleineren, im Lebenstil, genetischer
Zusammensetzung und kulturell homogenen Gemeinschaften, [von mir
hervorgehoben] die mit anderen Gemeinschaften friedlich, aber hart konkurrieren.
Regionalismus und völkische Eigenständigkeit [von mir
hervorgehoben] sind trotz aller Abwehrgefechte des kritischen Rationalismus
auf dem Vormarsch.(...) Nach Durchführung unserer freiwirtschaftlichen
Reformen erübrigt sich die Sozialhilfe. [Als Anfrage sei hier nur
formuliert, wie Jenetzky sich denn dann die Versorgung der schwächsten
Mitglieder der Gesellschaft vorstellt, die sich nicht selber helfen
können?] Die Welt des Jahres 2020 wird dem Weltbild der sogenannten
Ewiggestrigen mehr ähneln als dem `amerikanischen (Alp-) Traum'."
98
Selbst 1996 noch verwies Prof. Johannes Jenetzky im Dritten Weg auf
mögliche Bündnismöglichkeiten für Freiwirte bei Gruppen
rechts von CDU/CSU, was er zwar geschickt nicht deutlich, dennoch aber
umschreibend andeutete: "Die Behauptung, die Freiwirtschaft habe sich
bisher wegen mangelnden Schulterschlusses zu Linken , Liberalen und Sozialisten
nicht durchgesetzt, gründet in maßloser Überschätzung
ideologischen Gezänks für praktische Machtfragen." Und:
"Wer kann denn wissen, ob wir nicht in kurzer Zeit auf das Wohlwollen
von als abseitig erachteten Richtungen angewiesen sind, die man heute noch
durch die Straßen jagt."
99
9. Warum die Standorterklärung der FSU vom 18.10.1996 das Problem nicht löst
Obwohl die Erklärung einen Fortschritt hinsichtlich anderer programmatischer Erklärungen der Partei darstellt, ist sie nicht als wirksames Mittel zur Vergangenheitsbewältigung anzusehen und keine angemessene und eindeutige Entgegnung zum Vorwurf der Rechtslastigkeit.
Begründung:
Um zukünftigen Vorwürfen der Rechtsgerichtetheit zu entgehen sowie eine angemessene Vergangenheitsbewältigung zu fördern, wird deshalb vorgeschlagen, zum einen die nachfolgende Erklärung zu verabschieden und zum anderen die Parteipraxis umzustellen.
10. Auflösung der FSU löst das Problem nicht
Die freiwirtschaftlichen Reformen müssen in einem demokratischen Staat über Wahlen und Abstimmungen eingeführt werden. Letztlich muß es also auch Parteien geben, die sich den freiwirtschaftlichen Lösungsweg zu eigen machen. Welche Partei dies ist und wie groß die Basis in einzelnen unterschiedlichen Parteien sein muß, damit der freiwirtschaftliche Lösungsweg politisch aktzeptiert und durchsetzbar ist, ist nicht genau bestimmbar. Eine eigenständige Partei mit freiwirtschaftlichem Grundanliegen ist ein politisch gangbarer Weg, der bestimmte Vorteile, aber auch Nachteile aufweist, in jedem Fall aber die Entwicklung in Richtung freiwirtschaftlicher Reformen im Sinne parteipolitischer Konkurrenz voranbringen kann. Vorrausetzung ist jedoch, daß die Partei als demokratisch anzusehen ist und sich eindeutig von rechten Tendenzen distanziert. Geschieht dies nicht, ist eine derartige Partei wie die FSU mit ihrer eigenen Wirkungsgeschichte eher als kontraproduktiv anzusehen.
Die vorhandenen, teilweise unbewußten oder verdrängten geschichtlichen Verbindungen zum rechten Gedankengut und Lager werden einen breiten demokratischen gesellschaftlichen Konsens für freiwirtschaftliche Reformen eher verhindern.
Eine Auflösung der Partei ohne eine konstruktive demokratische Positionsbestimmung, ohne ihre Distanzierung vom rechten Gedankengut und ohne ein Schulbekenntnis werden anderweitige freiwirtschaftliche Aktivitäten ebenfalls belasten, da die Frage der personellen und inhaltlichen Kontinuität sowie des praktischen Handelns im obigen Sinne weiterhin gestellt werden wird.
Hier könnte ein engagiertes Fortbestehen der FSU der Freiwirtschaftsbewegung
als Ganzes helfen.
Der alleinige Fortbestand des Dritten Weges ohne parteipolitische Anbindung
zur FSU wäre von dieser Einschätzung ebenfalls betroffen. Dies
gilt vor allem vor dem Hintergrund, daß sich berechtigte Vorwürfe
der rechten Verstrickung gerade auch mit der Inhalts- und der
Redaktionsgeschichte des Dritten Weges verbinden.
Aus all dem folgen eine Beschlußempfehlung für die Partei sowie eine Empfehlung für die konkrete Parteipraxis.
Die jüngsten Anschläge gegen Ausländer in Deutschland nimmt
die FSU zum Anlaß, ihre Stimme gegen den neuen- alten fremdenfeindlichen
Ungeist zu erheben und ihre Solidarität mit den Opfern zu bekunden.
Es darf nicht sein, daß in Deutschland wieder Menschen in Angst und
Schrecken leben, nur weil sie eine andere Religion, Hautfarbe oder
Staatsbürgerschaft haben. Den Angehörigen der getöteten Menschen
gilt unser Mitgefühl.
Die jüngsten Vorfälle erinnern uns mit Schmerzen an die Opfer der
nationalsozialistischen Eroberungs- und Rassenpolitik.
Millionen von zu Staatsfeinden oder für "minderwertig" erklärte
Menschen, wie Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Christen, Zeugen Jehovas,
Kommunisten wurden von den Nationalsozialisten erschlagen oder wie die Freiwirte
Rudolf Zitzmann oder Prof. Ude auf Grund ihrer mutigen Haltung inhaftiert.
Freiwirtschaftler, die die menschenverachtende faschistische Politik
kritisierten, wurden wie Dr. Benedikt Uhlemayr mißhandelt oder
jüdische FreiwirtschaftlerInnen wie die ehemalige Vorsitzende des
Freiwirtschaftsbundes, Bertha Heimberg, mußten während der
faschistischen Herrschaft aus Deutschland emigrieren.
Schon Silvio Gesell, der Begründer der freiwirtschaftlichen Bewegung,
befand die "Judenhetzerei als kolossale Ungerechtigkeit". Sein Denken hatte
mehr als das anderer Zeitgenossen einen internationalen Horizont. Jeder Mensch
sollte überall auf der Welt leben und arbeiten können. Diesem weiten
und offenen sowie Gerechtigkeit schaffenden Denken von Gesell fühlen
wir uns verbunden. Gleichzeitig ist uns bewußt, daß Gesell mit
seinem linken, auf freiwilliger Basis gedachten "Hochzuchtgedanken des
Menschengeschlechtes" , der frei von Rassismus ist, auch eine problematische
Argumentationsfigur entwickelt hat, die wir nicht teilen, die jedoch auch
in ihrer Zeit gesehen und verstanden werden muß.
Trotz des freiheitlichen und internationalen Charakters der Gesellschen
Gesellschafts- und Wirtschaftstheorie nehmen wir heute rückblickend
mit Bedauern zur Kenntnis, daß es nicht wenige Freiwirte gegeben hat,
die wie z.B. unser ehemaliger Vorsitzender W.Radecke mit Hilfe des "Rolandbundes"
eine Chance gesehen haben, in der nationalsozialistischen Bewegung zu wirken.
Diese Freiwirte verhielten sich wohl ähnlich angepaßt wie damals
die Mehrheit des deutschen Volkes.
Während einige in naiver Verkennung erhofften, daß die Übernahme
freiwirtschaftlicher Reformen letztlich den Fasschismus in Richtung menschlicher
Überzeugungen reformieren würde, glaubten andere Freiwirte wie
Kurt Becker sowie unser ehemaliger Schriftleiter der Zeitung "Der Dritte
Weg", Hans Schumann, in Verkennung der freiheitlichen freiwirtschaftlichen
Grundlagen, völkischen Gedanken mit den freiwirtschaftlichen Theorien
verbinden zu können.
Der ausgeprägte Individualismus der Freiwirtschaftsbewegung wurde bei
diesen freiwirtschaftlichen Vertretern dann zum Führerprinzip. Das Eintreten
für eine gerechte Bodenordnung wurde zur Verherrlichung der faschistischen
Bodenpolitik.
Das liberale Wettbewerbsprinzip wurde als Kampf gegen alles Schwache
mißgedeutet. Freikörperkultur, Antialkoholismus und gesunde
Ernährung sollten nun der Gesundung des "Volkskörpers" dienen.
Die kapitalistische Realität sowie der kommunistische Machtbereich wurden
entgegen der andersgerichteten Auffassung Gesells als Schöpfung einer
Weltverschwörung des internationalen Judentums angesehen. Den schon
bei Gesell problematischen Begriff "Hochzucht des Menschengeschlechtes",
der dort aber "nur" im Zusammenhang von freiwilliger und gewollter Eugenik
der Frauen vorkommt, pervertierte man im Rahmen völkischer
Hochzüchtungsvorstellungen.
Der Krieg wurde nicht vor dem Hintergrund humanistischer und pazifistischer
Überlegungen abgelehnt, sondern auf Grund der Tatsache, daß durch
ihn die "Hochzucht verhindert" und die "Besten des Volkes" getötet
würden.
Diese Vertreter der Freiwirtschaft verstanden sich nicht als eine
Interessenpartei in der zu schützenden und zu entwickelnden Demokratie,
sondern als Anhänger einer alle Interessengegensätze verneinenden
Theorie, die zur NS-Volksgemeinschaft beitragen sollte. Die "Natürliche
Wirtschaftsordnung" war ihnen demzufolge eine Ordnung, die sich an der
behaupteten völkischen "Natur des Menschen" zu orientieren habe.
Es gab jedoch auch Freiwirte, die die Gefahr, die von den Faschisten für
Humanität und Menschlichkeit ausging, erkannten und offen publizistisch
bekämpften.Neben den bereits Erwähnten sei an dieser Stelle besonders
auf Prof. Diehl hingewiesen. Andere erkannten das Verbrecherische des
faschistischen Systems nur teilweise oder ließen sich zeitweise von
der braunen Pest blenden. Gerade die Wandelbarkeit und die mit vielen Facetten
behafteten Wesenszüge und Auffassungen menschlicher Personen ist uns
bewußt. Diese zu verneinen und die betreffenden Menschen auf ewig und
in allen Bereichen zu kategorisieren, mit Hilfe von Kontakttheorien für
immer rechten Gruppierungen und Ideen ideologisch zuzuschlagen, würde
eine nach links gewendete Verschwörungstheorie darstellen. Wir lehnen
dieses Verfahren, welches von einigen Kritikern der Freiwirtschaftsbewegung
praktiziert wird, ab. Mit Erschrecken stellen wir fest, daß es heute
offensichtlich wieder verstärkte faschistische und fremdenfeindliche
Bewegungen in Deutschland gibt, die selbst vor Gewalt gegen Menschen nicht
zurückschrecken. Es gibt wieder Anschläge gegen Synagogen. Die
nationale Blickrichtung hat Hochkonjunktur. Verfolgten Ausländern wird
das Asylrecht verweigert und sie werden zu Sündenböcken für
eine verfehlte Wirtschaftspolitik abgestempelt.
Mit Kampagnen gegen die doppellte Staatsbürgerschaft werden Wahlen
gewonnen.
Der neue alltägliche Faschismus und Rassismus reicht bis weit in die
Mitte der Gesellschaft hinein und wird aus ihr gespeist. Wir halten es gerade
deshalb für unsere Pflicht, rechten Tendenzen in unserem Staat und innerhalb
der Freiwirtschaftsbewegung entschlossen entgegenzutreten.
Wir wollen den Blick jedoch nicht nur nach außen oder auf bestimmte Personen richten. Auch in unserer Partei gab es Versäumnisse und Ängste, die es möglich machten, daß nationalistische und antijüdische Positionen unwidersprochen blieben und keine Beachtung fanden. Es ist an der Zeit, daß wir diese Schuld sehen und mit ihr aktiv und positiv umzugehen lernen. Wir werden es nicht mehr unwidersprochen lassen, wenn in Büchern, Zeitschriften, Artikeln oder Gesprächen antijüdische Weltverschwörungstheorien und antisemitische, nationalistische Sichtweisen vertreten oder die Kriegsschuld Deutschlands und der Holocaust geleugnet werden.Wir fühlen uns als Demokraten und auf Grund der antinationalen-, menschlichen und antikapitalistischen Sichtweise Silvio Gesells verpflichtet , wachsam völkischen Tendenzen entgegenzutreten.
Die generellen Faschismusverdächtigungen gegenüber der Freiwirtschaftsbewegung, wie sie u.a. aus Kreisen um Jutta von Ditfurth immer wieder vorgebracht werden, sind ehrverletzend, unwissenschaftlich und falsch. Dieser durchsichtige Versuch der Diskreditierung soll den konkurrierenden Anspruch der Freiwirte auf eine mögliche Alternative zum Kapitalismus politisch nicht wirksam werden lassen. Letztlich dienen diese Angriffe jedoch auch denen, die wirklich ein Interesse an der Durchsetzung antisemitischer, nationaler und antidemokratischer Auffassungen haben.
Die Gefahr ist groß, daß sich ohne freiwirtschaftliche Reformen
in unserem heutigen kapitalistischen System bei zunehmender Krisenentwicklung
in aller Welt die Anfälligkeit für scheinbar einfache "nationalistische
Lösungen" wieder verstärkt. Gerade deshalb wird sich die FSU weiterhin
für notwendige antikapitalistische Alternativen im Geld- und Bodenrecht
einsetzen.
Aus der Erkenntnis der besonderen Verantwortung, die aus der schuldhaften
Verstrickung deutscher Staatsbürger, insbesondere auch einzelner Freiwirte
aus unserer Partei, in rechtsextremes Denken entstanden ist, wollen wir aus
den Fehlern der Vergangenheit für die Zukunft lernen und für eine
freiheitliche, soziale, humane , gewaltfreie, demokratische und gerechte
Gesellschaft, in der Fremde nicht mehr als Feinde angesehen werden, eintreten.
Wir laden alle aufgeschlossenen Menschen zu einer Mitwirkung an diesem befreienden Projekt ein.
12. Ein Vorschlag zur Umstellung der
Parteipraxis
Erstellt im Auftrag des Landesverbandes NRW der FSU,
Warendorf, den 21.03.1999
Hans-Joachim Werner
Die FSU hat das Recht diese Studie vollständig oder nach Absprache mit
dem Autor auch teilweise zu veröffentlichen.
Der Autor behält zudem weiter alle
Veröffentlichungsrechte an dem Gutachten.
Anderweitige Veröffentlichungen, auch Auszugsweise, bedürfen der
Genehmigung des Autors.
13. Anmerkungen
1) R. P. Sieferle: Sozialdarwinismus, in: B.M. Baumunk (Hg.):
Darwin und Darwinismus, Berlin 1994, S. 140
2) Silvio Gesell: Brief an Will Noebe vom 26.08.1925, in
Freiwirtschaft durch Freiland und Freigeld, 20. Heft, 2. Oktoberhälfte
1925, Hans Timm Verlag Berlin, S. 431 f
3) W.Schmülling: Trotz bedauerlicher
Gewalttätigkeiten: kein allgemeiner Ausländerhaß, in: Der
Dritte Weg 11 (1991), S.5 f
4) W.Kessler: Vom Rechtsruck zum Erdrutsch, Grossalarm für
die Demokratie, Strategien gegen die braune Gefahr, Oberursel 1992, S.2
5) Ebenda
6) W.Schmülling: Die Ursache des Extremismus: das Versagen
der Politiker vor der ungelösten sozialen Frage, in: Der Dritte Weg
1 (1993), S.28; Vgl. dazu auch die Studie von: S. Jäger: BrandSätze,
Rassismus im Alltag, Duisburg 1992
7)W. Wippermann: Europäischer Faschismus im Vergleich
1922-1982, Frankfurt a.M. 1983
8) L.Polialov: Über Fremdenfeindlichkeit und Rassismus,
Hamburg 1992, S.156
9) Ebenda, S. 160
10) Ebenda, S.163 f
11) S.Jäger: ...a.a.O., S.11
12) Textpassagen wurden in diesem Abschnitt einer Ausarbeitung
von Josef Hüwe vom Januar 1999 übernommen. Dem Autor sei hierfür
an dieser Stelle für die Übernahmeerlaubnis gedankt.
13) Innenministerium des Landes NRW (Hg.):
Verfassungsschutzbericht des Landes NRW über das Jahr 1994, Düsseldorf
1995, S.70 f
14) DDW 2/99, S.18, zitiert nach W.Onken: Brief an Herrn
Mikonauschke vom 12.02.1999
15) M. Dietzsch: *AN9614* Freiwirtschaft und `Neue
Rechte´, in: cl.antifa.diskussion vom 16.07.1996, message-Id:
6CzDwfYqvAB@md1.nadeshda.gun.de
16) Elger, P.: Die Wirtschafts- und Gesellschaftsauffassung
Silvio Gesells bis Ende der Weimarer Republik, Diplomarbeit am Fachbereich
Gesellschaftswissenschaften der Philipps-Universität Marburg, Marburg
1978
Elger nennt als Beleg: "Die Freiwirtschaft", 8.Jg., 9.Heft, 1.Maihälfte
26, S.187
17) Hier sei, auf die vielfältigen Pseudonyme, die
Schumann im Laufe seiner politischen Tätigkeit verwendet hat, verwiesen:
Albert Lange (?), Max Kuckei, Max Leuchtenberg sowie u.a. auch Hans Friedrich
als Mitarbeiter bei der "Schule der Freiheit" von Otto Lautenbach (Schumann,
J.: Jahrgang 1902, Hamburg 1982, S.13)
18) Elger, P.: Die Wirtschafts- und Gesellschaftsauffassung,
a.a.O., S. 218
19) H.Schumann: Männer gegen Gold, Prag, Berlin, Leipzig
1943, S.5
20) Ebenda, S.14
21) Ebenda, S.62 f
22) Ebenda, S.76 ff
23) Ebenda, S.88
24) Ebenda, S.93
25) Ebenda, S.125
26) Ebenda, S.127 f
27) Ebenda, S.123
28) Ebenda, S.145 ff
29) Ebenda, S.161 f
30) Ebenda, S.152 ff
31) Ebenda, S.151
32) Schumann, H.: Erblehre und Sozialismus, in: Lautenbach,
O. (Hrsg.): Almanach der Schule der Freiheit auf das Jahr 1937, Berlin 1937,
S.104 f
33) Ebenda, S. 105
34) Ebenda, S. 106
35) J.Schumann, :Jahrgang 1902, Hamburg 1982, S.13
36) Ebenda, S.13 f
37) Dorner, H.: Südafrika - einmal anders gesehen,
in: Der Dritte Weg, 9 (1988), S. 9 f
38) ebenda, S. 14
39) Schmülling, W.: Die Fontäne des Oskar Lafontaine,
in: Der Dritte Weg, 7/8 (1988), S. 11
40) Keßler, K.: "...und werden die zwei e i n Fleisch
sein", in: Der Dritte Weg, 6 (1988), S. 6
41) Der Dritte Weg, 3 (1988), S. 9
42) Keßler, K.: Nötiger Wandel in der
Deutschlandpolitik, in: Der Dritte Weg, 9 (1988), S. 3
43)Der Dritte Weg, Nr. 1 (1995), S.5-8
44) N.N.: Vor 50 Jahren: Judenpogrom, in: Freisoziale
Nachrichten, 12 (1988), S.4
45) W.Schmülling: Der Gewalt den Boden entziehen, in:
Der Dritte Weg 6 (1993)
46) W.Schmülling: Trotz bedauerlicher
Gewalttätigkeiten: kein allgemeiner Ausländerhaß, ...a.a.O.
47) W.Schmülling: Partner für die Länder,
in: Der Dritte Weg 9 (1991), S.2 u. derselbe: Trotz bedauerlicher
Gewalttätigkeiten ...a.a.O., S.6
48) Pro Asyl - Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für
Flüchtlinge, Postfach 160624, 60069 Frankfurt/M,
http://www.proasyl.de;
proasyl@proasyl.de
49) Siehe Anmerkung
52
50) Vgl. hierzu: H.Schulze: Gibt es überhaupt eine
deutsche Geschichte?, Berlin 1989; K.Clemens, D.Albert (Hg.): Du Doitsch?
Materialien zu Rechtsextremismus, Kolonialismus, Rassismus und der Vielfalt
deutscher Kultur, Oberursel 1992; zu beziehen über: Publik-Forum, Postfach
2010, D-6370 Oberursel
51) E.v.Loen: Der Kassensturz der Weltgeschichte: Untrennbarer
Zusammenhang zwischen Gewaltverzicht und Machtverzicht, in: Der Dritte Weg
3 (1991), S.9 und E.v.Loen: Warnungen der Propheten und Philosophen, in:
Der Dritte Weg 5 (1991), S.28 sowie E.v.Loen: 100 Jahre "Rerum novarum" 100
Jahre moralische "Appelle an den Tiger", in: Der Dritte Weg 12 (1991), S.11
f
52) N.N.: in: Das Neue Volk 2 (1991), S.14 ff
53) K.v.Vogelsang:Völker, Rassen, Nationalitäten,
in: DAS NEUE VOLK, 3 (1990), S.6
54) F.Lohmann: Das kontramenschliche Sozialprodukt, über
die Richtungen der menschlichen Arbeitsleistung, in: Der Dritte Weg 6 (1990),
S.26; F.Lohmann: Nachtrag zu "das kontramenschliche Sozialprodukt", in: Der
Dritte Weg 10 (1990), S.30; F.Lohmann: `Valorisation', Sonderfall: Geldhortung,
in: Der Dritte Weg 3 (1992), S.29-
55) R. Bischoff: Karl Marx - immer noch ein Idol? in: Der
Dritte Weg 7/8 (1996), S.37 f
56) Radecke, W.: Der Weg aus der Not: Die Arbeitsdienstpflicht
des Geldes und Gottfried Feders Fehler, Selbstverlag, Berlin-Karlhorst; Radecke
war zunächst Direktor beim Bankhaus Bleichröder und wurde
anschließend Direktoriumsmitglied der Reichskreditgesellschaft Berlin
(Vgl. Stöss, R.: Die Freisoziale Union...a.a.O., S. 1417)
57) Rolandbund (Hrsg.): Sammelruf des Roland - Bund für
Sicherung der Markthoheit des Reiches, vryheit ok ik ju openbar (Werbeflugblatt),
Berlin 1933
58) Ebenda, S. 1
59) Ebenda
60) Ebenda
61) Ebenda, S. 2
62) Ebenda
63) R.Stöss: Die Freisoziale Union, in: R.Stöss,
Parteien- Handbuch, Bd. II, Opladen 1984, S.1408 ff
64) Böttger, F.: Buchbesprechungen, in: Der Dritte
Weg, 10 (1979), S. 11
65) Das Buch wird über den Arrow-Verlag von Gesima
Vogel vertrieben, die auch die Hamburger Geld- und Bodenrechtsschule betreibt.
66) Y.Otani: Untergang eines Mythos, 2. Aufl., Neu-Ulm 1981,
S.134 f
67) G.Allen: Die Insider, Wohltäter oder Diktatoren?,
2.Aufl., Wiesbaden 1974
68) H.Eichberg: Verteidigung der Kultur oder Befreiung der
Kulturen? in: Connaissance pour la liberte, Cidas Torino 1975
69) Y.Otani, a.a.O., S.141 f
70) T.Assheuer; H.Sarkowicz: Rechtsradikale in Deutschland:
Die alte und die neue Rechte, München 1990
71) Ebenda, S.154
72) Vgl. ebenso: A.Pfahl-Traughber: Die "Protokolle der
Weisen von Zion". Der Nachweis der Fälschung und die tatsächliche
Entstehungsgeschichte, in: Judaica (Basel) 1 (1990), S.22 ff.
73) N.Cohn,...a.a.O., S.131
74) ebenda, S.91 ff
75) ebenda, S.48
76) ebenda, S.102, Vgl. ebenso: A. Pfahl-Traughber:
Antisemitismus in Rußland, in: C.Butterwegge, S.Jäger (Hg.): Rassismus
in Europa, 2.Aufl., Köln 1993, S.31
77) ebenda, S.82
78) ebenda, S.200
79) ebenda, S.203
80) Vgl. die entsprechenden Ausführungen von
Cohn,...a.a.O., S.228 ff
81) Vgl. hierzu meine Ausführungen in: H.-J.Werner:
Geschichte der Freiwirtschaftsbewegung, 100 Jahre Kampf für eine
Marktwirtschaft ohne Kapitalismus, Münster 1990, S. 80 ff
82) Bereits 1932 hatte Walker bezüglich der
Durchführung der Freiwirtschaftsidee Hoffnungen auf Hitler gesetzt:
"Hitler hat den unbedingten ehrlichen Willen, das Wohl des schaffenden Menschen
im neuen Staat zu sichern. Das wird jeder zugeben müssen, der sich selbst
gegenüber ehrlich sein will - auch wenn er nicht Nationalsozialist ist.
(...) Hitler kann Gesells Vorschläge einer eingehenden Prüfung
unterziehen lassen - die Freiwirtschaftsbewegung hat genügend geschulte
Vertreter, die jede auftauchende Frage beantworten würden und sie hat
sich auch - überflüssig, das noch besonders zu erwähnen -
auf dem Essener Bundestage, Pfingsten 1933, in einmütiger Geschlossenheit
der nationalen Regierung zur Lösung ihrer sozialen Aufgaben zur
Verfügung gestellt." (K. Walker: Das Problem unserer Zeit und seine
Meisterung, Nachtrag von 1933, 3. Aufl. 1932, S. 236) Walker war jedoch auch
wandlungs- und lernfähig. 1946 schrieb er eine andere Beurteilung von
Hitler unter der Überschrift: "Der Volksverführer":
"In diesen Jahren [gemeint ist 1931] warf einer seine Netze aus - und zog
sie zum Bersten voll in seinen Nachen. Der Mann hatte nach einem
mißlungenen Putsch in den offenbar geruhsamen Tagen seiner Festungshaft
ein Buch geschrieben, das nannte sich ´Mein Kampf´. Und der
ideologische Hintergrund dieses Buches war noch einmal - zum wievielten Male
wohl? - die wieder erstandene Frage: wie kann unser Volk zu Brot und Rohstoffen
kommen ohne dafür Gold ins Ausland geben zu müssen, das er selber
nicht hat? - Jetzt war der Giftnebel imperialistischer Überlegungen,
der einstmals in den Regionen des gehobenen Mittelstandes die Gehirne der
Gebildeten erfüllt hatte, in die tiefen Schichten der Halb- und Ungebildeten
gesunken." Und seine frühere Position kritisch reflektierend fährt
er fort: "Daß es in unserem Jahrhundert und unseren Volk heraus zu
den barbarischen und sinnlosen Völkermord kommen würde, den die
Hitlersche Expansion nach Osten Wirklichkeit werden ließ, hätte
ich damals [bei seiner Buchveröffentlichung 1931] noch nicht für
möglich gehalten." (Karl Walker: Überwindung des Imperialismus,
Lauf bei Nürnberg 1946, S. 51f)
83) K.Walker: Nachwort, in: K.Gordon-Wallach: Politische
Mythologie, Lauf 1962, S.106
84) ebenda, S.111 f
85) R.Stöss:... a.a.O.; S.1404 ff
86) FSU (Hg.):Wuppertaler Gegenwartsprogramm, Hamburg 1982,
S.10 f S.
87) ebenda, S.2 ff
88) 89) FSU (Hg.): Gegenwartsprogramm 1992, Hamburg 1992,
S.10 f
89) Ebenda, S.8
90) FSU (Hg.): Aktionsprogramm der Freisozialen Union -
Demokratische Mitte-, Hamburg o.J., S.6
91) ebenda, S.3
92) H.Kadereit: Einwanderer als Opfer sozialer Spannungen
- Folgen des Kapitalismus, in: Der Dritte Weg 7 (1993), S.20
93) J.Jenetzky: Außenseitertheorien zum Geld- und
Schuldengeschen, in: Der Dritte Weg 6 (1989), S.1-3
94) W.Schmülling: Dramatische Fluchtbewegung - Auftakt
zur Wiedervereinigung?, in: Der Dritte Weg 11 (1989), S.4
95) W.Schmülling: Der Dritte Weg 2 (1993), S.15
96) Ich verweise hier auf einige weiteren Jenetztky-Artikel
im Dritten Weg: J. Jenetzky: Das Buchgeld: für Banker unbestrittene
Tatsache, für Freiwirtschafter Ansatz zur Kritik, in: Der Dritte Weg
3 (1990), S.23-25
J.Jenetzky: Die Ablösung der heutigen Geldunordnung durch eine
freiwirtschaftliche Geldordnung bedarf zusätzlicher rechtlicher Regelungen,
in: Der Dritte Weg 4 (1990), S.23-26
J.Jenetzky: Das Wirtschaftswachstum aus der Sicht der Einkommensbezieher,
in: Der Dritte Weg 5 (1993), S.20 J.Jenetztky: Ist die Stunde der Freiwirtschaft
gekommen?, Leserbrief, in: Der Dritte Weg 5 (1990), S.28 In diesem Leserbrief
bezeichnet Jenetztky unsere Demokratie verächtlich als "Demokratur"
und fordert: "Nicht nur die Ostbesatzer, auch die Westbesatzer, Umerzieher
und ihre Lakaien müssen erst sprachlos und stellungslos sein." J.Jenetzky:
Zinswirkungen und Verschuldungswettlauf, in: Der Dritte Weg 2 (1993), S.25
J.Jenetzky: Schuldenwettlauf und Arbeitslosigkeit, in: Der Dritte Weg 3 (1993),
S.25
97) Welche Gruppe gemeint sein könnte, läßt
sich vor dem Hintergrund meiner vorherigen Ausführungen zur jüdischen
Weltverschwörungstheorie erschließen
98) J.Jenetzky: Stellungnahme zu Hans Kadereit `wir alle
sind Ausländer', in: Der Dritte Weg 3 (1991), S.25
99) J.Jenetzky: Lehren aus dem Fall Kleinhappl?, in: Der
Dritte Weg 9 (1996) , S.31f
rechte und nationale Tendenden in der Freiwirtsdchaftsbewegung?
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30.10.1999